[XXIX] 14.o7.2o12
Dann gehe ich in mein Zimmer, krame Lolas Zettel aus meiner Schublade. Ich fühle mich benommen und bin irgendwie nicht ganz bei mir. „Hallo?“, meldet sie sich. „Ähm hey. Ich bins, Liz.“, melde ich mich. „Oh hi! Und alles klar bei dir?“, fragt sie. „Nein.. Sag mal.. kannst du mir vielleicht Zigaretten besorgen?“, frage ich leise. Lola lacht kurz. „Ist das dein ernst? Wie viele Packungen?“ Ich überlege und schaue auf meine Spardose. Ich kann höchstens 20 Euro dafür ausgeben. „Für 20 Euro bekommst du 4 Packungen oder?“, frage ich nach. „Ja. Morgen in der Stadt?“ „Nein, ich brauch die heute noch.. Ich geb dir meine Adresse ok?“, schlage ich vor. „Okay klar.“
Eine
halbe Stunde klingelt es an meiner Tür und Lola hält mir eine
Plastiktüte unter die Nase. Ich gebe ihr das Geld. „Danke!“,
sage ich und umarme sie. „Kein Ding.. Pass auf dich auf.“, damit
ist sie wieder weg. Ich eile zurück in mein Zimmer und tue, was ich
nicht tun sollte.
Am
nächsten Tag bin ich ausgeschlafen. Ich habe gestern noch fünf
Zigaretten geraucht und wenn das so weiter geht, bin ich bald arm.
Ich weiß, dass ich nicht rauchen sollte. Aber irgendwie ist es mir
egal. Mir ist auch egal, dass sich das Buch mir gegenüber wieder
verschlossen hat. Als würde es mich für das Rauchen bestrafen. Es
will, dass ich aufhöre, das spüre ich. Hanna ignoriert mich immer
noch und wirft mir ab und zu angewiderte Blicke zu. Sie riecht, dass
ich rauche, aber ich versuche, mich nicht auf sie zu konzentrieren
und werde darin Stunde für Stunde besser. Nach der Schule allerdings
schaffe ich es nicht, alles an mir abprallen zu lassen. Nicht bei
diesem Anblick. Ich gehe gerade mit einem Jungen aus meiner Klasse
zur Bushaltestelle, da zeigt er zu Lena und ihren Zombies. „Ey, da
ist ja Janek!“, ruft er aus und läuft zu ihm hin. Er hat recht. Da
steht tatsächlich Jan. Und er hat seinen Arm um Lena gelegt und
wirft ihr flirtende Blicke zu. Ich bleibe wie versteinert stehen. In
meinem Hals bildet sich ein Kloß und hindert mich daran zu atmen.
Esgeht einfach nicht. Mein Herz setzt aus und ich fühle mich, als
würde mir jeden Moment schwarz vor Augen. Mir ist schwindelig und
ich sehe verschwommen. Ich fasse es einfach nicht. Da steht Jan. Jan.
Mit Lena im Arm. Jan. Mit Lena. Er beugt sich zu ihr hinunter und
flüstert ihr etwas ins Ohr. Sie kichert leise und fasst sich
auffällig an ihren viel zu weiten Ausschnitt. Etwas in mir geht
kaputt und die Welt scheint still zu stehen. Alles scheint angehalten
zu haben. Ich sehe nur noch Jan und Lena. Das kann nicht wahr sein,
nein das kann einfach nicht wahr sein. Das ist ein böse Traum und
ich wache gleich auf. Das ist ein schlechter Film mit den falschen
Rollen. Aber das ist nicht real, nein auf keinen Fall. So etwas würde
mir Jan nie antun. Ich dachte, er würde mich lieben. Als ich diesen
Gedanken denke durchfährt es mich wie ein Schlag. Ich bin total
egoistisch! Ich habe doch selber mit ihm Schluss gemacht. Wie kann
ich von ihm verlangen, dass er mich liebt? Wie kann ich davon
ausgehen? Dazu habe ich kein Recht. Und trotzdem ist es nicht fair,
was er abzieht. Wenigstens weiß er nicht, dass ich Max geküsst
habe, während wir zusammen waren. Aber er flirtet vor meinen Augen
mit dieser billigen Schlampe. Gerade als ich weiter gehen will, sieht
er zu mir herüber. Mein Mund öffnet sich zu einem stillen Schrei.
Ich wünsche mir, ich könnte etwas in seinen Augen erkennen.
Irgendetwas, was mir bekannt vorkommt. Aber da ist nichts, was mir
vertraut ist. Das ist nichts Verletztes, nichts Liebendes, nichts
mehr von seiner gewohnten Wärme. Ganz im Gegenteil. Sein Blick ist
höhnisch. Als würde er mich auslachen, es genießen, mich so zu
sehen. Als würde es ihm Spaß machen, mich zu quälen. Mir schießen
Tränen in die Augen und Jan wendet sich wieder seiner Errungenschaft
zu. Schnell blinzle ich die Tränen weg und versuche so gefasst wie
möglich an ihm vorbei zu gehen. Als ich direkt neben ihm bin, höre
ich seine Stimme in meinem Kopf. „Tut mir leid, aber als du Schluss
gemacht hast, konnte ich mich nicht zurück halten. Du solltest froh
sein, dass ich es Lynn nicht gesagt habe. Lena hat ohnehin eine
bessere Figur als du.“ Ich sauge scharf die Luft ein, als mir klar
wird, was gerade passiert ist. Ich wusste nur nicht, dass so etwas
auch zu Gedanken manipulieren gehört. Und dann wird mir klar, dass
er alles weiß. Zumindest alles mit Max, vielleicht alles, was je in
meinem Kopf war. Und dann erscheint sein letzter Satz in meinem Kopf.
Das ist doch nicht Jan! So etwas würde er nie sagen, aber er hat es
getan und sich ernst dabei angehört. Das tut weh. Ich stelle mich zu
einer Gruppe von Rauchern und zünde mir eine Zigarette an, in der
Hoffnung, nicht auf zu fallen. Aber ich spüre Jans Blicke, die immer
wieder auf mir ruhen. Ich zwinge mich dazu, ihn nicht dauernd
anzusehen, ich würde den Anblick von Lena in seinen Armen eh nicht
ertragen. Allerdings würde ich ihn gerne fragen, was der Mist soll.
Warum er mich angelogen hat, als er sagte, er könne meine Gedanken
nicht manipulieren.Und warum er mir jetzt so weh tun muss. Er ist
nicht der Typ, der Rache ausübt. Zumindest nicht der Jan, den ich
kenne. Ich will mich in Max' Arme flüchten, ich will ihn anrufen.
Aber ich kann nicht. Warum ist alles so verdammt kompliziert? Der Bus
kommt und als ich einsteige steht Jan direkt hinter mir. Ich spüre
seinen Atem und es läuft mir kalt den Rücken runter. Ich habe das
Verlangen, mich zu ihm umzudrehen und ihn zu küssen. Ich setze mich
ans Fenster, direkt hinter der hinteren Tür. Jan setzt sich neben
mich und Lena sich auf seinen Schoß. Ich sehe im Augenwinkel, dass
er ihr einen Kuss auf die Wange gibt und konzentriere mich darauf,
cool zu tun. Soso. Lena hat also eine bessere Figur als ich? Wird
sich ja herausstellen wie lange noch. Immerhin unterdrückt Nikotin
den Hunger. Eigentlich passt das nicht zu mir und ich weiß nicht,
was gerade wirklich in mir vorgeht aber von irgendwo her kommt der
Gedanke, abzunehmen, bis ich dünner bin als Lena. Dann wird er ja
sehen, wer hier die bessere Figur hat!
Als
ich aussteigen muss fasse ich mir ein Herz und spreche Jan an. „Lass
mich mal raus.“ Er dreht sich zu mir und sieht mir in die Augen. Er
sieht direkt in mich hinein, er liest mich wie ein Buch, das spüre
ich. Ich kann in seinen Augen jedoch nichts erkennen, was mir Angst
macht. Er lächelt ein Lächeln zum dahinschmelzen, aber ich bleibe
bei der Sache. „Bist du taub geworden? Ich muss hier raus!“,
zicke ich. Jan wendet sich Lena zu, küsst ihr kurz den Hals,
flüstert ihr dann etwas ins Ohr und schiebt sie mit seiner Hüfte
nach vorne, damit sie aufsteht. Ich möchte kotzen bei dem Anblick.
Sobald es geht, quetsche ich mich an ihm vorbei und verlasse den Bus,
froh es hinter mir zu haben.
Mein
Vater liegt auf der Couch und schaut fern. „Wie geht’s dir?“,
frage ich. „Besser. Hast du Hunger? Soll ich dir was machen?“,
fragt er und ist schon dabei, sich aufzurichten. „Nein, bleib
liegen. Ich mach mir was, ruh dich aus.“, sage ich. „Okay.“,
damit wendet er sich wieder dem Fernseher zu. Ich gehe in die Küche
und tue so, als würde ich mir ein Brot schmieren, aber als ich in
meinem Zimmer bin stelle ich mich an mein Fenster, das, aus welchem
Grund auch immer, geöffnet ist. Ich zünde mir eine Zigarette an und
ignoriere mein Magenknurren. Im nächsten Moment hat mir jemand die
Zigarette aus der Hand genommen und ich weiß, warum das Fenster ganz
offen war. „Max, was soll das?“, frage ich genervt und drehe mich
zu ihm um. Er hält mir die Zigarette unter die Nase. „Das sollte
ich dich fragen. Hast du mir nicht letztens noch etwas anderes
versprochen?“, fragt er und klingt sauer. Ich reiße ihm die
Zigarette aus der Hand. „Ich hab meine Gründe.“, sage ich und
drehe mich wieder von ihm weg. „Aha. Und die wären?“, fragt er
und tritt direkt hinter mich. „Kann dir doch egal sein.“, gebe
ich zurück. Max lacht auf. „Ich meine es ernst, hör auf damit.“,
sagt er dann. „Du hast leicht Reden. Du hast ja auch eine Freundin,
ein Mädchen, das dumm genug ist, sich trotzdem auf dich einzulassen
und dir fällt doch eh immer alles leicht.“ „Hast du jetzt wieder
ein Problem damit, dass ich noch mit Lynn zusammen bin?“, fragt er.
„Es kann dir egal sein. Du hast hast mir nichts zu sagen.“, motze
ich ihn an, schnippe den Zigarettenstummel aus dem Fenster und drehe
mich wieder zu ihm, während ich einen Schritt zurück mache und mich
mit der Hüfte an die Wand unter dem Fenster lehne. Max sieht mir in
die Augen und ich spüre, dass auch er genau sehen kann, was in mir
vorgeht. Wenigstens sehe ich in seinen Augen auch was. Hinter der
Kälte erkenne ich einen Funken von Besorgnis. „Was ist los mit
dir?“, fragt er leise und macht den Abstand, den ich zwischen uns
gebracht habe zunichte. Ich schaue nach unten, will nicht, dass er
sehen kann, wie es mir geht. „Nichts.“, sage ich. Er legt eine
Hand an meine Hüfte und
mit der anderen hebt er mein Kinn an, bis ich ihm in die Augen sehe.
„Lüg mich nicht an.“ Er legt auch die andere Hand an meine Hüfte
und ich greife um seine Arme. „Jan.“, sage ich schwer. Es sind
nur drei Buchstaben, aber sie haben mir sämtlichen Atem geraubt. Max
tritt noch näher, legt seine Arme in meinen Rücken und sieht über
mich drüber. „Er wa..“ beginne ich, doch da hindern Max' Lippen
meine am Weitersprechen. Ich lasse den Kuss kurz zu, breche ihn dann
ab, winde ich mich aus Max' Umarmung und trete hinter ihn. Er steckt
die Hände in die Hosentaschen und dreht sich dann fragend um.
„Meinst du nicht, das war ein bisschen unpassend? Meinst du nicht,
ich hab andere Dinge im Kopf, als dich zu küssen?“, frage ich
sauer und stemme die Hände in die Hüften. „Was?“, fragt er.
„Ich habe gerade Jan gesehen. Vielleicht möchte ich mit dir
darüber reden? Aber anstatt mir die Chance dazu zugeben, küsst du
Feigling mich!“, fahre ich ihn an und bemühe mich, nicht zu laut
zu sprechen. „Feigling?!“, entgegnet Max. „Ja. Du bist ein
Feigling. Ein Scheiß Feigling! Du traust dich nicht mal mit deiner
Freundin Schluss zu machen! Ich nenne das schon feige.“, sage ich.
„Ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht so jemand bin, der alles
für ein Mädchen tut.“ „Ich würde mich nicht darauf verlassen,
dass Lynn es noch nicht weiß.“, sage ich trocken, „Wieso?“
„Das wüsstest du, wenn du mir mal zuhören würdest! Aber nein,
dich stört es, wenn ich von einem Anderen anfange.“ „Was ist mit
Lynn?“, fragt er. „Jan verdammt! Er weiß es. Er weiß alles. Er
hat gelogen, er kann meine Gedanken manipulieren und mehr, keine
Ahnung. Auf jeden Fall weiß er alles. Und er hat es mir heute heim
gezahlt..“ „Scheiße, wenn Lynn das erfährt.“, murmelt Max.
„Ich fass es nicht!“, sage ich. „Was?“ „Dich! Wenn Lynn es
erfährt, dann weiß sie es endlich, besser für alle. Wie es mir
geht, ist dir wohl egal. Ich habe eben Jan gesehen, halloo?!“
„Rauchst du deswegen? Wegen Jan?“, fragt er ungläubig. „Ich
hab dir gesagt, ich habe meine Gründe, die dir egal sein können.“
„Du bist mir aber nicht egal.“, Max blickt an mir vorbei, ehe er
weiter redet. „Hat sich bei dem Buch was getan?“, lenkt er ab.
Ich seufze und überlege, ob ich ihm die Wahrheit sagen soll. „Ich
konnte ein paar Seiten und Sprüche lesen.“, antworte ich
wahrheitsgemäß und erzähle ihm, was ganz vorne stand. „Und
jetzt?“, fragt er weiter. „Jetzt kann ich's nicht mehr lesen.
Weiß auch nicht wieso.“ Max nickt nur. „Vielleicht sollte ich es
Lynn sagen.“, flüstert er plötzlich. Ich schüttle genervt den
Kopf und setze mich auf mein Bett. Max setzt sich neben mich, greift
nach meiner Hand und spielt mit meinen Fingern. Als er sich vorbeugt
um mich zu küssen, drehe ich den Kopf weg und er hält kurz vor
meiner Wange inne. Sein Atem kitzelt über meinen Hals und er lacht
leise auf. „Ich hab eben geraucht, das findest du doch eh
widerlich.“, sage ich nur und schaue nach unten. Er zieht langsam
seine Hand weg und ich stehe auf. Ich gehe an meine Tasche, ziehe
eine Zigarette heraus und zünde sie an. „Du bist so
unvernünftig.“, sagt Max. „Lieber unvernünftig, als feige.“,
gebe ich zurück und versuche den Hunger zu ignorieren, den ich
verspüre. „Und du bist besser? Du hast es Janek doch auch nicht
gesagt.“ „Erstmal war das da mit uns noch gar nichts Wirkliches
und zweitens habe ich wenigstens Schluss gemacht. Ich kann ihm unter
solchen Umständen nämlich nicht nah sein. Du hast da ja nicht so
das Problem mit. Außerdem könntest du ruhig etwas fairer sein.
Schließlich hat Jan es eben total genossen, sich vor meinen Augen an
Lena, aus meiner Klasse, ran zu schmeißen. Das ist noch
untertrieben.“ „Das hat er gemacht?“, Max steht auf und tritt
neben mich. „Ja.“, antworte ich mit Tränen in den Augen und Kloß
im Hals. Max zieht mich an sich und ich lehne meinen Kopf an ihn.
„Tut mir leid.“, sagt er und ich löse mich von ihm, um die
Zigarette auf zu rauchen. „Er hat es wirklich genossen?“ „Er
hat es mir unter die Nase gerieben. Sich mit ihr auf dem Schoß im
Bus neben mich gesetzt. Ich musste ihn ansprechen, damit er mich
aussteigen lässt.“, erzähle ich mit brüchiger Stimme. „So ein
Arsch.“, knurrt Max und drückt mir einen Kuss auf die Wange, als
ich an ihm vorbei gehe. In dem Moment spüre ich etwas an mir vorbei
rauschen und drehe mich ruckartig um. Das Schauspiel was sich mir
bietet schnürt mir die Luft ab.
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[XXX] 17.o7.2o12
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[XXX] 17.o7.2o12
Jan steht vor Max, hat ihn
am Kragen gepackt. „Sag das nochmal.“, sagt er wütend. „Arsch.“,
wiederholt Max sich. Ich will etwas sagen, aber ich habe keine
Stimme, bringe kein einziges Wort hervor. „Janek, wenn du dich
schlagen musst, dann nicht hier.“ „Dann komm doch mit raus.
Feigling.“, fordert Jan ihn auf und verschwindet durchs Fenster.
Max sieht mich an. „Nimm mich mit.“, stoße ich hervor. „Nein.
Vergiss es.“, Max schüttelt den Kopf. Ich stürme auf ihn zu,
stelle mich hinter ihn und schlinge die Arme um seinen Bauch, während
eine Träne sich aus meinem Auge löst. Max seufzt, greift mit einer
Hand nach mir und im nächsten Moment sind wir draußen auf einer
Lichtung im Wald. Er schubst mich unsanft hinter einen Baum und geht
auf Jan zu. „Versprich mir, dass du ihm nichts tust.“, wispere
ich, aber Max dreht sich nur kurz zu mir um und geht dann weiter. „Du
hast mich Arsch genannt?“, sagt Jan. Max nickt. „Weil du eins
bist.“ „Ich? Ich bin ein Arsch?!“, im nächsten Moment steht
Jan wieder genau vor Max. „Ja.“, entgegnet dieser, sichtlich
bemüht nicht auf Jan einzuschlagen. In mir breitet sich Angst aus.
Angst um beide. „Du bist ein Arsch, Max! DU! Nicht ich! Schließlich
bist du derjenige, der mir meine Freundin ausgespannt hat! Und das
nicht zum ersten Mal!“, fährt Jan ihn an und ich sehe, dass sich
jeder Muskel anspannt. „Jetzt fang nicht wieder damit an.“,
seufzt Max genervt. „Ich fange an womit ich will. Dir ist wohl
immer noch nicht klar geworden, wie sauer ich auf dich war! Du hast
keine Ahnung, wie glücklich ich mit Lynn war. Du kennst es
vielleicht. Ich habe mich verliebt, meine Liebe wurde erwidert und
das hätte bis in alle Ewigkeit so bleiben können! Ich hätte für
immer mit ihr zusammen sein können! Und dann kommst du Scheiß Kerl
an und versaust alles!“, brüllt Jan und boxt Max ins Gesicht. Ich
fahre zusammen. Max macht einen Ausfallschritt zurück und ich spüre,
wie schwer es ihm fällt, sich zurück zu halten. Ich hoffe nur, er
schlägt nicht zu. „Und zum ersten Mal seit 700 Jahren habe ich ein
Mädchen gefunden, mit dem ich mir das auch vorstellen kann. Wäre es
nicht so ein Fluch, hätte ich Liz schon längst verwandelt. Ich
würde so gerne für immer bei ihr sein! Und dann kommst wieder du an
und nimmst sie mir weg, mit deiner tollen geheimnisvollen Art und
deinem tollen Aussehen. Oho, du cooler Typ, du kannst sie ja eh alle
haben! Und mich nennst du ein Arsch?!“, fährt Jan lauter fort und
schlägt erneut auf Max ein. Dieser sagt nichts, lässt das alles
geschehen. Ich hoffe nur, dass er durchhält. „Jetzt halt mal die
Luft an.“, sagt er gereizt. „Ich habe sie nicht gezwungen. Ich
habe Lynn nicht gezwungen und Liz auch nicht. Denk mal darüber nach,
bevor du ausrastest!“ Jan wird noch wütender, schlägt Max in den
Bauch. So fest, dass er zusammenklappt und auf den Boden fällt. Jan
stürzt sich auf ihn, setzt sich auf seine Beine und prügelt weiter
auf ihn ein. Ich will zu ihm stürmen, ihn von Max zerren, ihn bitten
aufzuhören, will schreien, will irgendwas tun. Aber ich bin unfähig
mich zu bewegen. Aus meinem Mund kommen keine Worte. Ich bin wie
betäubt. „Na los, wehr dich doch.“, sagt Jan außer Atem und ich
meine, eine Träne auf seiner Wange glitzern zu sehen. Max blutet aus
der Nase, seine Lippe ist aufgeplatzt. Ich kann gar nicht erkennen,
wo das ganze Blut herkommt, das über sein Gesicht läuft. Ich bin
nicht mal in der Lage, meine Augen davor zu schließen. Und dann
atmet Max tief ein und verpasst Jan einen Kinnhaken, der ihn von sich
runter schleudert. Und dann verliert er die Beherrschung, stürzt
sich auf Jan und prügelt auf ihn ein. Nur viel schlimmer, als Jan
vorhin. Ich glaube ich höre Jans Knochen knacken, als sie unter Max'
Schlägen brechen. Anfangs versucht Jan sich zu wehren, dann scheint
seine Kraft nach zu lassen, es sieht sogar so aus, als hätte er das
Bewusstsein verloren. Dann bin ich endlich fähig, mich zu bewegen.
Ich fühle mich trotzdem taub, als ich auf die beiden losstürme,
mich zwischen sie werfe und einen von Max' Schlägen gegen den
Oberarm bekomme. Ich stöhne auf vor Schmerz und fasse nach der
Stelle. Max hält augenblicklich inne. „Oh scheiße. Scheiße,
nein. Liz.. Es.. Tut mir leid.. Scheiße, ich...“, stammelt Max und
will mir aufhelfen, aber ich stoße ihn weg, setze mich auf Jans
Bauch, in der Hoffnung ihm nicht weh zu tun und betrachte sein
Gesicht. Es ist blutverschmiert und voll mit Platzwunden. Seine Nase
ist komisch zur Seite gekrümmt und seine Wagenknochen schwellen
seltsam an, so dass sie seine Augen verdecken. Sein Kiefer ist
ungesund verschoben. Vorsichtig greife ich nach Jans Augenlidern und
schiebe sie leicht nach oben, um in seine Augen sehen zu können.
„Jan? Janek! Hörst du mich?“, frage ich. Er stöhnt auf vor
Schmerz und mich überkommt Panik. Ich muss ihm helfen. Ich krame in
meinem Gedächtnis, auf der Suche nach einem Spruch, der irgendwie
heilen kann. Es muss doch einer dabei gewesen sein. Es war einer
dabei, ich weiß es! Ich komme nur nicht drauf! Meine Gedanken sind
vernebelt vom Schmerz und wirr, ich kann mich nicht konzentrieren.
Dann lege ich die Hand die zu dem heilen Arm gehört auf Jans Brust,
schließe die Augen und spreche ein paar airische Silben aus, die mir
in den Kopf kommen. Ich wiederhole sie ein paar Mal, bis Jan nach
Luft schnappt und die Augen öffnet. Ich sehe mich um. Max ist
nirgends zu sehen, Feigling. „Jan?“, frage ich vorsichtig,
während Tränen über meine Wangen laufen. „Ja.“, sagt er
schwach. Erleichtert suche ich weiter nach dem Heilspruch und werde
fündig. „Halt still.“, sage ich und lege meine Hand um Jans
Gesicht. Ich sage den Spruch einige Male auf, bis ich spüre, wie
sich Jans Haut verändert. Der Großteil seiner Wunden schließt
sich, seine Nase richtet sich jedoch nicht. Jan bewegt den Kiefer und
mit einem Knacken sitzt er wieder richtig. Er fasst sich an die Nase
und richtet auch diese wieder gerade, jedoch ohne Knacken. „Hast du
schlimme Schmerzen?“, frage ich. Er zuckt die Schultern. „Ich
brauche Blut.“, stößt er hervor. Ich halte ihm nach kurzem Zögern
meinen Arm hin. „Hals.“, sagt er nur. Ich fasse mir an den Hals
und beuge mich dann über ihn. Mein Hals berührt fast seinen Mund
und ich schließe fest die Augen. Jan atmet tief ein. „Trink
schon.“, sage ich leise. Ich habe zwar Angst, dass er nicht
aufhören kann, aber der Versuch ist es mir Wert. Jan fasst mich an
den Schultern, öffnet den Mund und beißt in meinen Hals. Ich stoße
den Atem aus und kralle die Finger in den Rasen. Ich spüre, wie das
Blut meinen Körper verlässt und wie der stechende Schmerz abnimmt.
Bis Jan sich schließlich von mir löst, die Finger auf die
Bisswunden legt und diese sich so schließen. Bei seiner Berührung
verschwindet auch der Schmerz der von meinem Arm ausgeht und ich kann
ihn wieder ordentlich bewegen. Erschöpft gibt mein anderer Arm nach,
sodass ich auf Jan falle. Ich rutsche auf den Boden neben ihn und
spüre, wie er mich ansieht. „Danke.“, sagt er leise. „Schaffst
du es in mein Zimmer?“, frage ich. Jan nickt, legt seine Hand um
meine Hüfte und setzt mich dann auf meinen Schreibtischstuhl. „Leg
dich hin.“, sage ich. „Ich bin voll mit Blut.“, sagt er. „Leg
dich hin!“ Jan legt sich auf mein Bett und ich rolle neben ihn.
Dann gehe ich ins Bad, nehme mir einen Waschlappen und eine Schüssel,
die ich mit Wasser fülle und kehre zu ihm zurück. Vorsichtig tupfe
ich über sein Gesicht, bis das meiste Blut weg ist und stelle dann
die Schüssel auf Seite. Jans Schwellungen sind weg und er sieht fast
wieder so aus, als wäre nichts passiert. „Mir geht’s gut.“,
sagt er und lächelt schwach. Meine Augen füllen sich mit Tränen
und mein Handy klingelt. Max. „Wo bist du?“, fragt er. „Ich
kümmere mich um Jan, du bist ja abgehauen.“, werfe ich ihm vor.
„Ja. Und wie geht's ihm?“ „Wieder gut. Und dir?“ „Ich
werd's wohl überleben. Wir sehen uns. Es tut mir leid. Ich liebe
dich.“ Ich schnaube nur und lege auf. „Wie hast du das gemacht?“,
fragt Jan, als ich mich ihm wieder zu wende. „Was?“ „Dass meine
Schmerzen aufgehört haben und die Wunden geheilt sind.“, erklärt
er. Ich suche das Buch raus und gebe es ihm, während ich ihm alles
erkläre, was wir herausgefunden haben. Ich erzähle ihm dasselbe wie
Max vorher. „Eine Airi. Lynns Cousine war eine Airi.“, sagt er
nur dazu. Ich blicke zu Boden. Es ist komisch hier so vor ihm zu
sitzen, nach Allem. Besonders wegen Max. „Und das hast du alles mit
Max rausgefunden?“, fragt Jan nach. „Er hatte die Idee und das
Buch.“, sage ich. Jan nickt und sieht mich dann mit verletzten
Augen an. „Und er hat gesagt er liebt dich.“, es ist keine Frage,
aber ich nicke trotzdem. Ich kann ihn nicht weiter ansehen. Diese
Augen, die wegen mir so verletzt schauen. „Ich weiß übrigens
nicht alles von euch. Nur auf der Rückfahrt habe ich den Kuss
gesehen, dann in der einen Nacht vor der Blutbank.. dass du an ihn
gedacht hast, WIE du an ihn gedacht hast und das hat mir gereicht.“,
sagt er und ich schlucke schwer. „Ich hätte dir sagen sollen, dass
zum Gedanken manipulieren auch die Fähigkeit in Gedanken
einzudringen dazu kommt. Dann hätte ich dir beibringen können, dich
vor so etwas zu schützen.“, fährt er nach einer Pause fort. „Es
tut mir alles so leid.“, sage ich nur. „Ich wollte das nicht. Dir
nie weh tun. Das ist das Letzte, was ich will. Aber du hättest es eh
bemerkt und das wäre wahrscheinlich schmerzhafter gewesen. Ich
wusste nicht, was ich tun sollte.“, sage ich leise, ohne den Blick
anzuheben. Jan sagt gar nichts und ich würde ihn am liebsten auf
Lena ansprechen, aber ich bringe kein Wort zu diesem Thema über die
Lippen. „Bist du wieder fit?“, frage ich schließlich. „Ja,
denke.“ „Dann solltest du vielleicht wieder gehen.. Es ist so
komisch.“, sage ich kleinlaut und traue mich immer noch nicht, in
Jans Gesicht zu sehen. „Ja, hast recht. Danke für alles.“, sagt
er und ist im nächsten Moment verschwunden.
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[XXXI] 18.o7.2o12
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[XXXI] 18.o7.2o12
Ich lasse mich seufzend
auf mein Bett fallen, mir ist egal, ob die Decke blutig ist. Ich bin
verwirrt und Jans Geruch, der sich in meiner Nase ausbreitet macht
mich fertig. Der Jan der gerade vor mir gelegen hat, sich eben mit
Max geschlagen hat, das war nicht der Jan, der mir heute in der
Schule begegnet ist. Das passt einfach nicht. Ich ziehe mein Bett ab,
schmeiße die Wäsche in den Korb im Bad und dusche mich. Wieder in
meinem Zimmer rauche ich eine Zigarette, versprühe großzügig Deo
und schmeiße mir einen Kaugummi ein. Dann gehe ich zu meinem Vater
ins Wohnzimmer und schaue mit ihm fern. Als ich das Grummeln in
meinem Magen nicht mehr aushalten kann, gehe ich in die Küche und
esse einen Apfel. Zu mehr kann ich mich nicht durchringen. Ich gehe
in den Keller und krame in den Schränken, bis ich einen alten
Aschenbecher finde, den ich in mein Zimmer schmuggle. Dann suche ich
meine Schulsachen raus, zünde mir eine Zigarette an und mache
Hausaufgaben. Als ich damit fertig bin, hole ich das Buch raus und
setze mich planlos davor. Mit einer neuen Zigarette im Mund grüble
ich darüber, wie ich es wieder dazu bringen könnte, sich mir zu
öffnen. Nach einer Weile gebe ich auf. Irgendwann wird sich da schon
was tun, auch ohne, dass ich mit dem Rauchen aufhöre. Ich beziehe
mein Bett mit dunkelblauer Satinbettwäsche
und lege mich mit meinem
Laptop drauf. Ich habe Hoffnung, dass ich mit Hanna schreiben kann.
Ich sehe, dass sie on ist, beschließe aber, sie anzurufen. Es ist
schon besser, als ihr nur zu schreiben. Ich wähle sie im Telefonbuch
aus, aber sie drückt mich sofort weg. Ich seufze und probiere es
erneut. Diesmal lässt sie länger klingeln, drückt mich dann erneut
weg. Einen letzten Versuch starte ich noch und ich habe endlich
Erfolg. „Verdammt, du nervst.“, meldet sie sich. „Ich will nur
die Sache mit dir klären, aber du ignorierst mich ja.“ „Richtig.“,
gibt sie nur knapp zurück. „Hör mal! Du bist sauer, weil ich dir
etwas nicht erzählt habe, womit ich selber nicht klar gekommen bin?“
„Du hast mir nicht nur etwas verschwiegen, sondern mich auch
angelogen. Ich habe gutes Recht sauer zu sein.“ „Nachdem ich dich
nach der Feier dieses Schmiertyps Chris bei mir hab schlafen lassen?“
„Das war schon fast deine Pflicht, als Freundin, oder etwa nicht?“
„Ist es dann nicht auch deine Pflicht als meine Freundin, mir
zuzuhören, zu verzeihen und mir auch mal meine Freiräume zu
lassen?“ „Wer sagt denn, dass ich noch deine Freundin bin?“,
gibt Hanna schnippisch zurück. Ich lache auf. „Ach komm, jetzt
übertreibst du aber! Versetz dich mal bitte in meine Lage! Meinst du
das war alles so einfach für mich? Ich war total überfordert und
wollte mich erstmal mit mir selber auseinandersetzen, bevor ich es
jemandem erzähle. Kannst du das nicht verstehen?“ „Komm jetzt
nicht mit so was! Dann stell dir doch mal vor, wie ich mich gefühlt
habe und sag mir, ob...“, beginnt Hanna aufgebracht, aber ich
unterbreche sie. „Ich kann mir denken, wie du dich fühlst, aber
glaub mir, ich wäre zwar sauer auf dich gewesen, aber ich hätte
dich nie ignoriert! Ich habe immer jeden Streit mit dir geklärt,
auch wenn du nicht wolltest, ich hab dich immer wieder angesprochen
und dafür gesorgt, dass wir uns vertragen. Muss ich das wirklich
jedes Mal tun? Kannst du dir nicht mal einen Ruck geben und meine
Entschuldigung annehmen, ohne dass ich rumbetteln muss?“ Hanna
schweigt und ich höre sie am Telefon atmen. Ich habe mich ziemlich
aufgeregt und meine Hände zittern ein wenig. Mühsam klemme ich das
Telefon zwischen Schulter und Ohr und zünde mir eine Zigarette an.
Während ich mein Fenster öffne werde ich ein bisschen ungeduldig.
„Äußerst du dich heute noch dazu?“, frage ich. „Erzählst du
mir, wie das mit Max kam?“, fragt sie und ich muss lächeln. Ich
erzähle es ihr während ich die Zigarette rauche und erzähle ihr
auch von dem Vorfall von vorhin. Ich merke, dass sie nicht weiß, was
sie sagen soll. Ich bin kurz davor, ihr von den Wandlern und den
Airen zu erzählen, aber immer wenn ich den Mund aufmachen und
anfangen will, hält mich etwas zurück. Als wir auflegen ist es
schon spät und ich fühle mich besser, bin froh, dass wir die Sache
endlich geklärt haben. Normalerweise würde ich jetzt etwas zu Abend
essen, stattdessen gönne ich mir ein Lungenbrötchen und rufe
währenddessen Max an. Mir ist egal, dass ich das nicht soll, ich
muss mit ihm reden. Er meldet sich mit einem seufzen. „Leg nicht
auf!“, sage ich schnell. „Hab ich nicht vor. Ich bin gerade auf
dem Weg zu dir, du Nervensäge.“, sagt er und ich lächle.
„Solltest du nicht lieber zu Lynn?“, frage ich. „Wart's ab.“,
gibt Max nur zurück und legt auf. Ich drücke die Zigarette in den
Aschenbecher und nehme mir einen Kaugummi. Im nächsten Moment steht
Max vor mir und erschrocken mache ich einen Schritt zurück. Ich sehe
ihn an. Zwar sind seine Wunden geschlossen und er ist nicht mehr
blutverschmiert, aber er hat, im Gegensatz zu Jan, Narben. Jan hat ja
auch mein Blut getrunken. „Denk nicht dran, das heilt auch so.
Dauert nur länger. Du glaubst es vielleicht nicht, aber ich bin
nicht so egoistisch wie Jan und trinke von dir.“, sagt er
schnaubend. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Welches Geheimnis über
mich weißt du, das sonst keiner kennt?“, frage ich. Max lacht und
will eine Hand an meine Wange legen aber misstrauisch mache ich einen
weiteren Schritt zurück. „Sag schon.“, sage ich ungeduldig.
„Okay. Gar keins. Ich kann deine Gedanken sehen, schon die ganze
Zeit.“ „Verarsch mich.“ „Tu ich nicht, das ist mein ernst.
Ich muss es nicht mal wollen, sie fliegen mir einfach so zu.“ „Wow
toll. Wie ihr alle mein Vertrauen missbraucht. Jan hat das ja auch
gemacht.“, sage ich sauer und verschränke die Arme vor der Brust.
„Lass mich das erklären. Ich weiß nicht, warum das so ist. Das
ist nicht normal, dass einem Wandler so etwas passiert. Ich wollte es
dir nicht sagen, weil ich eigentlich herausfinden wollte, was es zu
bedeuten hat.“, sagt Max ruhig. „Du bist ja witzig. Und dann
lässt du mich lieber im Unwissenden. Danke.“, sage ich genervt.
Max grinst mich an. „Naja, es hatte für mich ja auch einige
Vorteile, zu sehen, was du so über wen denkst. Besonders über
mich.“ „Du Arsch! Und Jan ist egoistisch?! Hättest du mir davon
mal früher erzählt, hätte ich vielleicht im Buch etwas gefunden.“
„In dem Buch, das du nicht lesen kannst? Verstehe.“ „Moment
mal. Wieso ist es von Jan überhaupt so egoistisch von mir zu
trinken?“, frage ich. Max seufzt. „Weil wir uns schwer unter
Kontrolle haben, in so einem Zustand.“ „Und weiter? Dessen war
ich mir wohl bewusst.“ „Naja er hat dich dafür gebissen. Und ein
Biss ist quasi Teil des Giftes, was dich in einen Wandler verwandeln
kann. Das heißt bei Kontakt mit den falschen Sachen, kann die Sache
für dich übel ausgehen. Ein bisschen von unserem Blut und ein paar
Kräuter und einer Verwandlung steht theoretisch nichts mehr im
Wege.“, erklärt Max Achselzuckend. Ich schüttle den Kopf. „Na
und? Jan war halbtot, was hätte er tun sollen?“, frage ich motzig.
„Du vergisst, dass wir so nicht sterben können. Er hätte viel
Blut verloren, die Wunden sich geschlossen. Die Narben heilen und das
Blut regeneriert sich. Die Schmerzen sind erträglich und schwinden
immer mehr. Aber du musst ja wissen, wie viel dir dieser Trottel Wert
ist.“ „Wie redest du überhaupt von ihm? Ihr wart mal Freunde.
Und nur weil er verletzt ist und sich scheiße verhält, ist er bei
dir unten durch?“, frage ich. „Du bist zu gutgläubig Süße. Mit
ihm stimmt was nicht, das spüre ich. Lynn verhält sich ähnlich.
Deswegen bin ich eigentlich hier.“ „Na wenn du meinst. Was ist
denn mit ihr?“, frage ich, während sich in meinem Magen ein
ungutes Gefühl breit macht. Und das ist nicht mein Hunger. Ich habe
ein bisschen Angst vor dem, was kommt. „Ich hab Schluss gemacht.“,
sagt Max trocken und das ungute Gefühl verstärkt sich. „Scheiße.
Das hättest du nicht tun sollen.“, sage ich automatisch. Ich weiß
nicht mal, warum ich das gesagt habe, es ist einfach passiert. „Wie
meinst du das? Erst meckerst du ständig deswegen rum und jetzt das.“
„Ich hab ein ungutes Gefühl bei der Sache. Frag nicht weiter, ich
weiß selbst nicht mehr.“, sage ich und fühle mich auf einmal
total schlecht. Ich gehe auf Max zu und er schließt mich in seine
Arme. Ich atme seinen beruhigenden Duft ein und schließe die Augen,
während er sanft über meinen Rücken streicht. Entschlossen
verdränge ich das schlechte Gefühl und versuche nur daran zu
denken, dass Max jetzt endlich mir gehört. Ich weiß endlich, dass
er nicht nach Hause fährt und ein anderes Mädchen in den Armen
hält, sie küsst. Es ist gut, dass er mit ihr Schluss gemacht hat,
zudem ist sie vernünftig. Es passiert schon nichts, meine Sorgen
sind völlig unberechtigt. Um Max mitzuteilen, dass mit mir alles in
Ordnung ist, löse ich mich von ihm und gebe ihm dann einen Kuss, den
er in die Länge zieht. Seine Hände rutschen auf meine Hüfte und
ich lege meine Hände auf seine Arme. Er schiebt mich zu meinem Bett
und drückt mich sanft runter. Ich gebe unter seinen Bewegungen nach
und dann liegen wir auf meiner Bettdecke. Ich löse meinen Mund von
Max', setze mich auf seine Hüfte und beuge mich zu ihm runter. Ich
habe seine Küsse und Berührungen vermisst. Sein Hände fahren
seitlich meinen Oberkörper entlang, während ich seine Zunge an
meinen Lippen spüre. Ich öffne sie und als ich mit meinen Händen
unter Max's T-Shirt gleiten will, stößt er mich unsanft von sich,
lässt mich auf meinem Bett liegen und setzt sich auf meinen
Schreibtischstuhl. Ich sehe ihn fragend an, aber er deutet nur zur
Tür. Ich tue so, als hätte ich die ganze Zeit auf meinem Bett
gelegen und mit Max geredet, als es an der Tür klopft. „Ja?“,
frage ich. Mein Papa öffnet die Tür und sieht Max verwundert an.
Ich setze mich langsam auf und mache meine Haare zusammen. „Oh. Ähm
hallo.“, spricht mein Vater Max an. „Das ist Max. Der auch mit
zelten war.“, sage ich schnell. Zu schnell. Erst nachdem ich die
Worte ausgesprochen habe, fällt mir ein, dass ich meinem Vater von
Max erzählt habe. Scheiße. Innerlich ohrfeige ich mich. Mein Vater
beäugt erst Max und dann mich misstrauisch. „Wann ist der denn
hergekommen?“, er tut so, als wäre Max gar nicht anwesend. „Da
hast du geschlafen.“, flunkere ich und schicke Stoßgebete zum
Himmel. Ich bin so verdammt blöd! „Ah ja. Wie auch immer, willst
du nichts essen?“ Ich blicke schnell zu Max, er weiß eh, was ich
gerade denke und antworte dann meinem Vater. „Max hat vorhin was
mitgebracht. Ich bin satt.“ Mein Vater nickt nur und verlässt dann
mein Zimmer.“ Ich kaue auf meiner Unterlippe, während Max auf mich
zu kommt und sich dann neben mich auf mein Bett setzt. Ich traue mich
nicht, ihm in die Augen zu sehen. Schnell stehe ich auf und stecke
mir eine Zigarette an, zum Glück versucht Max nicht, sie mir weg zu
nehmen. „Du hast es deinem Vater erzählt?“, fragt er fassungslos
und sieht mich an. Ich weiche seinem Blick weiter aus. „Verdammt,
ich war verwirrt und fertig und musste mit jemandem reden. Und da
mein Vater meine Mutter rausgeschmissen hat und Hanna nicht in meinem
Schrank wohnt, habe ich es meinem Vater erzählt.“ „Und du hälst
es nicht für nötig, mir das zu sagen?“ „Nein, ich habe daran
gar nicht mehr gedacht. Ich will gar nicht wissen, was mein Vater
jetzt von mir denken muss. Mein Bruder weiß es übrigens auch.“,
fällt mir ein und ich sinke auf meinen Schreibtischstuhl. „Ja
natürlich. Hast du es auch noch bei Facebook gepostet?“, fragt Max
spöttisch. „Jetzt reg dich mal ab, ich hab mir das ja schließlich
nicht ausgesucht. Es warst immer noch du, der mich geküsst hat,
okay? Und naja, ich bin wohl zu menschlich, um besser mit so etwas
umzugehen.“, erwidere ich. „Bin ich etwa unmenschlich?“, gibt
Max zurück. „Nein, das meinte ich nicht. Vergiss es einfach.“
„Gut.“ „Ich versteh sowieso nicht, was dich daran so stört. Es
ist schließlich MEIN Vater, der jetzt komische Sachen über MICH
denkt.“ „Komische Sachen?“, fragt Max und kling leicht
belustigt. „Ja keine Ahnung, dass ich schnell die Typen wechsle,
mit jedem rummache, ne Schlampe bin.“, sage ich. „Na dann, können
wir ihm ja auch Grund dazu geben.“, sagt Max lächelnd, hockt im
nächsten Moment neben mir, drückt meine Zigarette, die noch nicht
mal halb aufgeraucht ist, im Aschenbecher aus und küsst mich.
„Hey.“, sage ich. „Ich war noch nicht fertig.“ „Mir doch
egal.“, lächelt er und küsst mich erneut. „Also so schlimm kann
das ja gar nicht schmecken.“, lächle ich. Max schiebt seine Hände
unter meine Oberschenkel, hebt mich hoch und dann stizt er auf meinem
Bett, ich auf seinem Schoß. So, dass ich ihn anschauen kann. Ich
küsse ihn und er legt seine Hände in meinen Rücken. Dann bricht er
den Kuss ab. „Du solltest was essen.“, sagt er. „Kein Hunger.“,
gebe ich zurück. „Lügnerin. Man kann sich nicht nur von Nikotin
ernähren, also iss was.“ „Aber mein Vater denkt, ich hätte
schon gegessen, dann kann ich mir ja schlecht was machen.“ „Das
ist mir ziemlich egal. Du isst jetzt was.“ Ich lege meine Hände an
seine Wangen und sehe ihn flehend an. „Aber ich will nicht.“,
jammere ich, lege meine Lippen auf seine und verschränke die Hände
hinter seinem Nacken. Ich lehne mich nach vorne, sodass mein Gewicht
ihn dazu bringt, sich nach hinten fallen zu lassen. Meine Hände
fahren unter sein Shirt und seinen Oberkörper rauf. „Lass das und
geh was essen. Ich weiß, dass du nicht satt bist.“, sagt er leise.
Ich muss lächeln. „Weil ich einfach nie genug von dir bekommen
kann.“, hauche ich. „Achso.“, gibt er zurück während ich ihm
sein Oberteil ausziehe. Ich küsse ihn, aber er bricht ab und richtet
sich auf. „Los geh und iss was.“, sagt er grob und ich sehe ihn
ungläubig an. Meine Hände streichen an seinen Armen auf und ab und
Max packt mich an den Schultern. „Ich will nichts essen,
verdammt!“, sage ich genervt. „Okay.“, erwidert er, schiebt
mich von seinen Beinen und verschwindet aus meinem Zimmer. Max hat Recht, ich habe
Hunger und mein Bauch knurrt unerträglich, aber ich denke nicht
dran, daran etwas zu ändern. Vom Essen nimmt man nicht ab und dank
Jan, hat sich der Gedanke abnehmen zu wollen, in meinem Kopf
eingenistet. Also zünde ich mir eine Zigarette an.
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[XXXII] 19.o7.2o12
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[XXXII] 19.o7.2o12
Es ist Donnerstag und ich
laufe in der Pause mit Hanna über den Schulhof, als Luka auf mich
zukommt. Er umarmt mich zur Begrüßung und sagt dann kurz Hanna
hallo. „Du musst unbedingt morgen zum Bandcontest kommen, Liz! Wir
spielen auch und wir brauchen volle Unterstützung, kannst du?“,
fragt er. Luka ist Gitarrist in einer Band, zusammen mit Lena, sie
ist Sängerin. Und an unserer Schule findet immer eine Art Eurovision
statt, mit Schulbands. Es gibt einen Auftritt und eine Studioaufnahme
zu gewinnen. „Ja, ich glaube ich kann kommen. Wann geht’s denn
los?“, frage ich. „Um sieben und ab halb ist Einlass. Wir sehen
uns dann!“, damit ist Luka auch schon wieder weg. „Kommst du
auch?“, wende ich mich an Hanna. Sie schüttelt den Kopf. „Kann
nicht. Frag doch Max oder so.“ „Bist du verrückt? Erstens denkt
Lena, er sei mein schwuler Onkel und zweitens wird Jan auch da sein.
Nein, ich guck einfach, wer da ist.“ „Okay.“
Also stehe ich Freitag um
halb sieben vor der Aula unserer Schule und halte nach Leuten
Ausschau, die ich kenne. Lena, Luka und der Rest der Band stehen am
Hintereingang und ich gehe zu ihnen, um Luka Glück zu wünschen. Ich
bereue die Entscheidung sofort, denn kaum habe ich mich von Luka
gelöst, taucht Jan hinter Lena auf und sie quiekt wie ein kleines
Kind. Mir dreht sich der Magen um und ich versuche Blickkontakt mit
Jan zu vermeiden. Da kommt es mir Recht, dass ich ein paar Leute aus
meiner Parallel-Klasse treffe und mich zu ihnen stellen kann. Ein
Lehrer unserer Schule, der Englisch und Musik unterrichtet, eröffnet
den Abend mit einem total super Auftritt. Nicht. Und dann treten die
ersten Bands auf und als dann Lenas Band auftritt bin ich total
gefesselt. So wenig ich sie auch mag, sie hat eine klasse Stimme und
der Song, den sie selber geschrieben haben, ist einfach hammer.
Außerdem fasziniert mich Luka immer wieder, wie er Gitarre spielt
und dabei total abgeht. Er schafft es sogar, den Schmerz zu
verdrängen, den ich empfinde, wenn ich sehe, was für Blicke Lena
Jan zuwirft, als sie das Cover „Are you gonna be my girl?“,
umgedichtet auf „Are you gonna be my boy?“ singt. Der Abend geht
irgendwie rum. Und natürlich taucht Max vor mir auf, als ich gerade
auf dem Weg von den Toiletten zur Aula bin und eine rauche. „Ich
seh schon, du bist immer noch nicht zur Vernunft gekommen.“, sagt
er kühl und ich seufze. „Max, wenn du nur gekommen bist um mir
eine Predigt zu halten, dann kannst du direkt wieder abziehen. Du
bewegst dich hier gerade als Hannes, meinen schwulen Onkel, der weit
weit weg wohnt. Also geh lieber.“, sage ich genervt und gehe an ihm
vorbei. Sofort habe ich ein schlechtes Gewissen, aber versuche es mir
nicht anmerken zu lassen. Obwohl ich eh weiß, dass er es sehen kann.
„Na gut.“, höre ich Max nur noch sagen und dann ist er weg.
Glaube ich zumindest. Der restliche Abend ist einfach
unbeschreiblich. Zuerst wird der Publikumspreis verliehen. Es wird
gemessen, für welche Band am lautesten applaudiert, geschrien und
getrampelt wird. Ich stehe vorne bei Lukas Band und schreie mir
zusammen mit ihnen und einigen Anderen die Seele aus dem Leib; mit
Erfolg. Der Publikumspreis ist ihnen sicher und ich falle Luka um den
Hals, während ich sehe, wie Jan und Lena herzallerliebst
übereinander herfallen. Wie kann er so etwas nur tun? Irgendwie ist
er nicht er selbst. Später am Abend verkündet die Jury dann, welche
Band welchen Platz belegt hat und wieder gewinnt Luka. Wir jubeln und
mein Hals schmerzt noch mehr als ohnehin schon, aber es ist mir egal.
Wir feiern noch ein bisschen und dann gehe ich zusammen mit Luka auf
den Parkplatz. „Also wir können dich gerne mitnehmen.“, sagt er
und ich will schon nicken, als ich Max' Auto entdecke. „Danke, mich
nimmt schon jemand mit.“, sage ich mit heiserer Stimme und umarme
Luka. „Nochmal herzlichen Glückwunsch.“, lächle ich. „Danke,
aber was wären wir ohne unsere Fans?“, sagt er abgehoben und
lacht. Ich stimme in sein Lachen ein und umarme ihn dann nochmal.
„Wir sehen uns dann.“, verabschiede ich mich und steige zu Max
ins Auto. Er sitzt nur da und startet den Motor, ohne mich anzusehen.
„Du bist so kindisch.“, fange ich an. „Und du bist heiser.“,
gibt Max zurück. „Danke, ich weiß. Jetzt mal ernsthaft Max. Hör
auf mit dem Scheiß!“ „Wieso? Weils dir weh tut?“, fährt er
mich an und tritt aufs Gas. Ich will den Mund aufmachen, um ihn
anzuzicken und halte im nächsten Moment inne. Ja, es tut mir weh,
was er macht. Ich will das nicht. Ich schlucke schwer und sehe auf
meine Hände, die angespannt in meinem Schoß liegen. Max hat meine
Gedanken mitbekommen. „Aha, na dann.“ „Und jetzt?“, frage ich
kleinlaut und krame eine Zigarette aus meiner Tasche. „In meinem
Auto wird nicht geraucht.“, sagt Max und die Zigarette wird von
irgendetwas aus meiner Hand gerissen. Ach ja, Max kann ja Sachen
kontrollieren und so. „Pf.“, mache ich, lehne mich zurück und
verschränke die Arme vor der Brust. Den Rest der Fahrt verbringen
wir schweigend und ich versuche, an unwichtige Sachen zu denken. Max
hält vor meinem Haus und ich steige wortlos aus. Leise schließe ich
die Haustür auf, aber mein Vater ist noch wach. Er steht im Flur, an
die Wand gelehnt und sieht mich streng an. Ich lächle ihn an und
will in mein Zimmer gehen. „Bleib mal hier, Fräulein.“, sagt er
und seufzend drehe ich mich um. „Was ist?“ „Denk nicht, ich
wäre blöd. Ich weiß schließlich, was da mit Max gelaufen ist. Und
wenn dich so ein Arsch dazu bringt Jan abzuschießen, dann frage ich
mich, was bei dir nicht stimmt. Du weißt, dass ich eigentlich nicht
so bin, aber ich will nicht, dass du ihn triffst.“ Ich denke
zuerst, mein Vater spaßt, aber sein Gesichtsausdruck ist ernst und
er hat nicht vor, zu lachen. In meinem Hals bildet sich ein Kloß und
ich kann kaum schlucken. „Das kann nicht dein Ernst sein.“,
bringe ich hervor. „Ist es.“ „Spinnst du? Du spinnst! Max ist
kein Arsch, er hat mich zu nichts gebracht, ich habe alles selber
entschieden, ich bin kein kleines Kind mehr, ich weiß, was ich tue
okay? So was kannst du mir nicht antun!“, schreie ich und stürme
in mein Zimmer. Ich schließe meine Zimmertür ab, zünde mir eine
Zigarette an und werfe mich auf mein Bett. Mein Vater hat sie nicht
mehr alle! Er kann mir nicht vorschreiben, wen ich liebe. Ich öffne
mein Fenster, in der Hoffnung, dass Max rein kommt. Dann ziehe ich
mich um und lege mich in mein Bett. Verletzt wegen Jan und Lena,
wegen Max und wegen meines Vaters. Ich schlafe schließlich ein, ohne
dass Max in mein Zimmer kommt und nur sein Geruch an meinem Bettzeug
am nächsten Morgen verrät mir, dass er die Nacht bei mir war. Das
restliche Wochenende lässt er sich nicht blicken und ich gehe meinem
Vater aus dem Weg. Hanna ist feiern, aber ich habe keine Lust,
mitzukommen. Ich rauche Tag für Tag mehr und esse immer weniger, bis
ich kaum noch Hunger verspüre, das geht einige Wochen so. Ich
besuche Jonah oft und mir wird gesagt, dass er bald nach Hause darf,
sobald er stabil ist. Er sieht mich immer sorgenvoller an, sieht,
dass ich abgenommen habe. Als er mich darauf anspricht, ob ich krank
wäre oder so, sitze ich Abends in meinem Bett und versuche mich an
einen Zauberspruch zu erinnern. Er funktioniert nur für normale
Sterbliche und verändert mein Äußeres. Zum Glück erinnere ich
mich an ihn, konzentriere mich darauf, wie ich ausgesehen habe und
von den Anderen wahrgenommen werden soll und spreche die Silben aus,
die in meinem Kopf erscheinen. Ich will nicht, dass sich jemand
Sorgen macht, der es nicht soll. Ich gestehe es mir nicht ein, aber
eigentlich tue ich das für Jan und für den gilt der Spruch ja
nicht. Ich betrachte mich im Spiegel, meine Wangenknochen stehen
hervor und mein Schlüsselbein ist noch besser zu sehen, als früher.
Meine Arme sind dünner und etwas wie einen Bauch habe ich nicht
mehr. Aber ich schrecke mich nicht ab, ich finds schön. Bin
zufrieden mit mir und finde mein „altes Ich“ irgendwie dick.
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[XXXIII] 11.o8.2o12
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[XXXIII] 11.o8.2o12
In der folgenden Nacht
werde ich von jemandem geweckt. Es ist Max, der an meinem Bett sitzt
und mich aufweckt. Er sieht mich besorgt an und ich versuche, ihm
nicht in die Augen zu sehen. Seine Finger streichen über mein
knochiges Gesicht, meinen Hals hinunter, über mein Schlüsselbein,
meine Schulter entlang und schließlich über meinen Arm. Dann
verschränkt er seine Finger mit meinen und sieht mir wieder in die
Augen. Ich versuche seinem Blick stand zu halten und schlucke schwer.
„Was tust du dir nur an?“, flüstert er. Ich bekomme Gänsehaut
und schaue nach unten. Spüre, dass es ihm wehtut, auch wenn er es
verdrängen will. Ich will ihm etwas sagen, aber ich bekomme keinen
Ton raus. Max fährt mit dem Daumen seiner freien Hand über meine
trockenen Lippen und sehnsüchtig blicke ich auf seine. Ich vermisse
seine Nähe und seine Berührungen. Ich nehme seine Hand von meinen
Lippen, beuge mich vor und gebe ihm einen Kuss. Als ich wieder
zurückweiche, legt Max seine Hand in meinen Nacken und zieht mich
wieder zu sich. Er legt seine Lippen wieder auf meine und eine Träne
löst sich aus meinem Auge. Ich löse mich von ihm und vergrabe mein
Gesicht in der Beuge zwischen seinem Hals und seiner Schulter. Max
legt seine Arme um mich und ich beginne zu schluchzen. Und wie wir so
da sitzen, habe ich nach und nach das Gefühl, die Welt schrumpft.
Sie schrumpft auf Max und mich zusammen und alles andere wird
schwarz. Ich nehme ihn so deutlich wahr, als wäre er ein Teil von
mir, als wären wir Eins. Ich spüre seinen Herzschlag bis ich ihn
nicht mehr von meinem unterscheiden kann. Alles, was mich
runterzieht, fällt von mir ab und es bleibt pures Glück. Ich atme
tief durch, als ich plötzlich etwas höre. Max. Aber er redet nicht,
sein Mund ist geschlossen. Mir stockt der Atem, als ich realisiere,
was ich höre. Seine Gedanken. Ein Lächeln huscht über meine
Lippen. 'Ich hör dich.', denke ich. Max' wilder Gedankengang stoppt
und er löst sich leicht von mir, um mich ungläubig anzusehen. Ich
lächle ihn an und lege meine Hände an seine Wangen. „Was..?“,
fragt er sprachlos und ich zucke die Schultern. Ich lache auf und
gebe Max dann einen kurzen Kuss. Als sich unsere Lippen berühren,
prickelt meine ganze Haut und ich bin überglücklich. Max lächelt
schwach. „Mach das nochmal.“, haucht er und ich beuge mich vor,
lege meine Lippen erneut auf seine. Er öffnet seinen Mund und ohne
zu zögern tue ich es ihm nach. Ich lege eine Hand an seine Brust und
er greift um meine Hüfte. Ich schließe die Augen und lehne mich
nach vorne, bis ich auf ihm liege. Und dann fallen wir, ohne uns
voneinander zu lösen. Wir fallen und fallen, in pures Nichts. Es
fühlt sich an wie eine Ewigkeit, wie ein ewiger Augenblick voll
Glück. Und dann ist es plötzlich vorbei und wir landen auf meinem
Bett, wieder in der Wirklichkeit. Schwer atmend löse ich mich von
Max und stütze mich mit den Händen auf meinem Bett ab. Ich sehe von
seinen Lippen in seine Augen, lächle kurz und rutsche dann von ihm
runter. Ich konzentriere mich auf ihn, sehe ihm in die Augen und muss
wieder lächeln, als ich seine Gedanken höre. „Wie du willst.“,
sage ich leise und küsse Max, der zuerst verwundert zurückweicht,
bevor er eine Hand auf meine Wange legt und mich gierig küsst.
Ich lege mich wieder auf ihn und fahre mit meinen Händen unter sein
Shirt, seinen Oberkörper entlang. Ich ziehe es ihm aus, spüre sein
Verlangen in seinem Kuss und fahre mit den Lippen seinen Hals
entlang. Max schiebt seine Hände unter mein Top und ich spüre, dass
er nicht weiß, ob er es mir ausziehen soll. Schließlich habe ich
nichts drunter. Ich lächle, küsse ihn kurz und deute dann an, mein
Oberteil auszuziehen. Ohne Zögern führt Max meine Bewegung fort und
streift mein Top von meinem Körper. Seine Finger streichen über
meinen Rücken und dann über den Rest meines Oberkörpers, wobei er
mir ein leises Aufstöhnen entlockt. Ich gebe ihm einen kurzen Kuss
und verteile etliche weitere auf seinem Oberkörper. Er streicht mit
einem Finger mein Kinn entlang und ich lege meine Lippen wieder auf
seine. Seine Hände fahren meinen Körper seitlich entlang und
bleiben kurz auf meinem Po liegen, von wo aus sie sich dann an dem
Bund meiner Hose zu schaffen machen. Plötzlich tauchen Lynn, Jan und
Lena in meinem Kopf auf, gefolgt von den Worten meines Vaters. Max
spürt, dass etwas nicht stimmt und schnell konzentriere ich mich
wieder auf ihn, aber teile ihm gedanklich mit, dass ich nicht weiter
gehen möchte. Irgendwas in mir sträubt sich. Ich löse mich von Max
und rutsche von ihm, während er hörbar ausatmet. „Tut mir leid.“,
bringe ich hervor, rücke nah an ihn und lehne meinen Kopf gegen ihn.
Er legt seinen Arm um mich und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Willst du dir nicht was drüber ziehen? Dir wird sonst kalt.“,
flüstert er. Ich decke uns zu und schüttle den Kopf, bevor ich mich
wieder an ihn kuschle. „Nein, halt mich einfach warm, ok?“ Ich
schließe die Augen und bin fast augenblicklich eingeschlafen.
Als ich aufwache bin ich
mehr als erleichtert, denn Max liegt immer noch neben mir. Ich blicke
zu ihm auf, er ist schon wach. „Morgen.“, flüstere ich lächelnd
und gebe ihm einen Kuss. Max zieht ihn in die Länge, als auf einmal
meine Zimmertür aufgeht. Erschrocken lösen wir uns voneinander und
blicken zur Tür. Im Rahmen steht mein Vater, der beginnt, vor Wut zu
kochen. Max springt auf und ich wickle die Decke fester um meinen
nackten Oberkörper. „Ich fasse es nicht. Nein.. Elisa Miller!“,
fährt mein Vater mich an. Ich traue mich nicht, ihm ins Gesicht zu
sehen. Die Situation sieht so falsch aus, dabei ist überhaupt nichts
passiert. „Hören Sie, lassen Sie mich das erklären.“, beginnt
Max freundlich und beschwichtigend. „Du hältst die Klappe,
Freundchen! Hier gibt es nichts zu erklären, ich bin schließlich
nicht blöd. Mal ganz davon abgesehen, dass ich genau so etwas
vermeiden wollte! Aber man kann seinen Kindern ja sagen, was man
will, sie machen eh das Gegenteil!“ Ich bin wie betäubt und
unfähig, zu reden. Gerne würde ich Max unterstützen, aber mein
Vater glaubt mir eh nicht. Ich habe Angst, dass Max die Beherrschung
verliert und ich schlucke schwer. „Würden Sie mir zuhören, könnte
ich Ihnen alles erklären. Sie regen sich umsonst auf, glauben Sie
mir!“, versucht Max es weiter. „Spar dir dein Gerede!“,
erwidert mein Vater aufgebracht. „Und verschwinde aus meinem Haus
und besonders aus dem Umfeld meiner Tochter! Falls du es nicht weiß,
sie ist erst 15 und sie hat einen Jungen verdient, der gut für sie
ist! Und nach allem, was ich bis jetzt gesehen habe, weiß ich, dass
DU das nicht bist! Also verzieh dich jetzt!“ „Papa!“, brülle
ich schließlich, verwundert, ein Wort raus zu bringen. Mein Vater
sieht mich an. „Du hast doch keine Ahnung! Du weißt nichts über
Max, absolut gar nichts! Und es ist verdammt nochmal nichts passiert,
okay? Und selbst wenn es anders wäre, ich bin alt genug um selber
entscheiden zu können, wer gut für mich ist und wer nicht und was
ich mit wem tue! Ich dachte, du würdest mir vertrauen und mir
glauben!“ „Ich weiß doch, was ich gesehen habe Fräulein! Und
ich weiß sehr wohl etwas über diesen ach so tollen Kerl hier. Für
ihn hast du Jan sitzen lassen, Jan!“ „Ich weiß, was ich getan
habe, Papa!“, beginne ich. Ich schnappe mir Max' Shirt, ziehe es
mir über und zwinge mich dazu, aufzustehen. Ich stelle mich neben
Max und er streicht sanft und aufmunternd mit den Fingern über
meinen Rücken. „Und was dachtest du bitte? Hast du dir Janek etwa
schon als perfekten Schwiegersohn vorgestellt? Ich bin vielleicht alt
genug um selber entscheiden zu können, aber ich hab mein ganzes
Leben noch vor mir und irgendwann wäre mit ihm wahrscheinlich eh
Schluss gewesen! Hast du jetzt Komplexe wegen Mama und willst mich
unbedingt unter die Haube kriegen oder was?!“, schreie ich unter
Tränen. Das mit meiner Mutter ging vielleicht etwas zu weit und ich
bereue schon, damit angefangen zu haben. „Das hat nichts mit deiner
Mutter zu tun, lass sie daraus!“ Max greift nach meiner Hand und
verschränkt seine Finger mit meinen. Abfällig mustert mein Vater
uns. „Ich seh schon, du willst gar nicht vernünftig sein. Dann
bitte, ich habs versucht. Bleib doch bei diesem Arsch, aber denk
nicht, dass ich mir das hier mit angucke!“ Mir klappt die Kinnlade
runter. „Du schmeißt mich raus?!“ „Du hast es erfasst.“
„Sehr gut, Papa. Mach ruhig weiter so! Erst Mama, jetzt ich.
Vielleicht sollte Jonah direkt im Krankenhaus bleiben und dich gar
nicht erst beanspruchen?“, zicke ich. „Das muss ich mir nicht
anhören! Du weißt was ich gesagt habe und das war mein letztes
Wort, also entscheide dich, das kannst du doch so gut!“, damit
knallt mein Vater die Tür hinter sich zu. Meine Knie werden weich
und ich sinke vor Max auf den Boden, wo ich mich schluchzend
zusammenrolle, wie ein kleines Kind. Max hockt sich neben mich und
setzt mich ein wenig auf. Ich schlinge meine Arme um ihn und vergrabe
mein Gesicht an seiner Schulter. „Hey, ist gut Süße. Beruhige
dich.“, spricht er mir zu und wiegt mich sanft hin und her. Ich
heule eine gefühlte Ewigkeit, ehe ich wieder fähig bin, zu
sprechen. „Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße!“, ich stehe
auf und gehe unruhig auf und ab, bis ich mir eine Zigarette nehme und
sie mir anzünde. Max setzt sich in der Zwischenzeit auf mein Bett
und beobachtet mich. Kaum bin ich mit der Zigarette fertig, nehme ich
mir die nächste. So geht das einige Male, bis ich das Gefühl habe,
wieder ordentlich denken zu können. Ich setze mich auf meinen
Schreibtischstuhl und sehe Max verzweifelt an. „Tut mir leid Liz..
Ich hab ihn nicht kommen hören.. Ich hab total vergessen, dass er da
ist und wir nicht ungestört sein konnten. Wenn ich dran gedacht
hätte, wäre ich kurz abgehauen, aber..“ „Hör auf.“,
unterbreche ich ihn. „Hör auf dir die Schuld zu geben. Es ist
jetzt nunmal so gelaufen und wir können auch nichts mehr dran
ändern, ich muss jetzt nur gucken, wo ich hin kann.“ „Du gehst
nirgends hin! Du bleibst gefälligst hier bei deinem Vater.“ „Und
was ist mit dir? Mit uns? Nein!“ „Wir können uns doch sehn. Und
wenn ich nur Nachts heimlich komme. Aber ich lass nicht zu, dass du
wegen mir ausziehst“ „Kommt nicht in Frage! Ist ja echt süß von
dir und so, aber wenn mein Vater uns nochmal zusammen sieht, weiß
ich nicht, ob er dir dann noch so gut gesonnen ist wie eben. Und ich
will auf keinen Fall, dass dir oder ihm was passiert. Also muss ich
wohl weg hier, denn ich geb dich nicht auf, nur weil mein Vater
irgendwelche Komplexe hat!“ Max seufzt. „Und was stellst du dir
vor, was du jetzt machen willst?“, fragt er. Ich sehe ihn bittend
an und lächle. „Liz! Nein.“ „Oh bitte! Du bist der Einzige, zu
dem ich kann.“ „Und was ist mit Lynn?“ „Die wohnt noch bei
dir?!“ „Naja, so teilzeit. Sie kommt und geht wie sie will.“
„Bitte bitte bitte!“, ich rolle auf Max zu, lege meine Beine an
ihm vorbei aufs Bett und greife nach seinen Händen. „Wenn Lynn
kaum da ist, hat das doch nur Vorteile für uns. Fast so, als würden
wir richtig zusammen wohnen. Ungestört.“, sage ich leise und gebe
ihm einen Kuss. Ganz langsam löse ich meine Lippen von seinen. „Mh.
Wie könnte ich da nein sagen?“, fragt er und legt seine Hände an
meine Hüfte. Ich winkle meine Beine an und Max zieht mich nach
vorne, sodass ich über ihm knie. Ich setze mich auf seinen Schoß
und lege meine Arme über seine Schultern. „Eben hast du noch
geheult wie ein kleines Mädchen und jetzt kommst du mir auf die
Tour? Ich weiß ja nicht, was ich davon halten soll.“, sagt er
lächelnd. „Na und? Hat doch funktioniert.“, zwinker ich und gebe
ihm einen langen Kuss. Die Tür geht auf, aber wir ignorieren es
beide gekonnt. „Ich liebe dich.“, haucht Max und verpasst mir am
ganzen Körper Gänsehaut. Ich spüre die ungeduldigen Blicke meines
Vaters auf uns ruhen. „Ich liebe dich auch.“, gebe ich leise
zurück und küsse Max erneut. Mein Vater räuspert sich und ich muss
ein Lachen unterdrücken. Ich drehe meinen Kopf in seine Richtung.
„Was?“, frage ich. „Bleibst du hier?“, fragt er. „Seh ich
so aus?“, gebe ich zurück, lächle Max an und gebe ihm einen
kurzen Kuss. „Wohl eher nicht. Wann bist du weg?“ „Keine Sorge,
bald.“ „Okay.“, damit ist mein Vater wieder aus der Tür. „Dann
pack ich wohl mal besser.“ „Mh.“, macht Max nur und drückt
seinen Mund auf meinen. Ich weiche langsam zurück, um aufzustehen,
aber Max folgt mir und lässt nicht zu, dass unsere Münder sich
trennen. Ich beuge mich immer weiter zurück, bis ich in der
Waagerechten liege und Max aufsteht. Ich schlinge meine Beine um
seine Hüfte und greife um seinen Nacken, während er mich an meiner
Hüfte festhält. Er legt seine Arme in meinen Rücken, damit ich
mich nicht von ihm lösen kann. Ich drehe meinen Kopf weg. „Packen!“,
sage ich. „Okay.“ Max nimmt plötzlich die Arme weg und ich
schreie auf, weil ich wieder in die Waagerechte rutsche und mich
gerade noch so an seinem Nacken halten kann. Dann legt er wieder
seine Hände an meine Hüfte und lacht mich an. „Klammeräffchen.
Ich denke du wolltest packen.“, grinst er. „Blödmann.“, gebe
ich zurück und lass meine Beine von seiner Hüfte rutschen, bis ich
richtig vor ihm stehe. „Aber du weißt, dass du mir helfen musst?“,
sage ich, mein Gesicht direkt vor seinem. „Achso.“, lächelt er,
gibt mir einen ganz kurzen Kuss und zieht mich an sich. „Was ist
denn mit dir los?“, frage ich. „Ich genieße nur die Ruhe vor dem
Umzugsstress.“, sagt er lächelnd. „Spinner. So, jetzt hilf
mir.“, ich drücke ihn weg und krame eine Reisetasche raus. Wir
suchen die wichtigsten Sachen zusammen und während ich mich im Bad
fertig mache, geht Max sein Auto holen. Ich stelle meine Tasche an
die Haustür und muss nicht lange auf Max warten. Er bringt meine
Sachen ins Auto, während mein Vater zu mir kommt. „Okay. Also
dann, machs gut.“, sagt er trocken. „Jo.“, gebe ich nur zurück
und verlasse das Haus. Ich steige zu Max ins Auto und er sieht mich
fragend an. „Fahr, mir geht’s gut.“, sage ich und sinke in den
Sitz. Max seufzt und startet den Motor. Ich sehe aus dem Fenster und
Tränen kullern über meine Wangen. „Max?“, frage ich nach einer
Weile. „Ja?“ „Können wir bitte ins Krankenhaus fahren?“
„Nicht dein Ernst.“ „Doch, du kommst schön mit, ich will das
nicht alleine machen. Und was soll Jon denken, wenn du dich nicht
blicken lässt?“ „Meinetwegen.“, gibt er schließlich nach.
„Danke.“, lächle ich und gebe ihm einen Kuss.
Ich klopfe an Jonahs
Zimmertür und verschränke meine Finger mit Max'. Ich sehe schnell
in sein Gesicht, er sieht angespannt aus, aber als er meinen Blick
bemerkt, schaltet er auf unantastbar um. „Ja?“, fragt mein Bruder
von drinnen und langsam öffne ich die Tür. Er sitzt am Fenster und
steht lächelnd auf, als er mich sieht. Ich lasse Max los und umarme
Jon. „Erklärung.“, flüstert er und ich weiß, dass er Max
meint. Ich löse mich von ihm und greife wieder nach Max' Hand. „Ich
hab dir doch von Max erzählt.“, beginne ich und bei Erwähnung
seines Namens verkrampfen sich Jons Gesichtszüge. „Ach, der von
der Raststätte, wegen dem du Streit mit Jan hattest und ihr ne Pause
eingelegt habt.“, sagt er trocken und ich atme tief durch. „So
kann mans auch sagen. Nur vielleicht solltest du deine Meinung über
ihn ändern.“ „Wieso? Weil ihr soooo verliebt seid?“, erwidert
Jon spöttisch. Ich will grade etwas sagen, da ergreift Max das Wort.
„Weil sie zu mir zieht.“ Mein Bruder reißt erschrocken die Augen
auf und sieht ungläubig von Max zu mir und wieder zurück. „Zu
DIR? Wieso?“, fragt er. „Papa hat mich rausgeschmissen. Fast wie
Mama, aber das kann er dir selber erzählen.“ „Ich weiß, was mit
Mama ist, er hats mir schon gesagt. Aber erzähl keinen Mist, er
würde dich nicht rausschmeißen.“ „Doch. Er hat mir Max
verboten. Aber er hat letzte Nacht bei mir geschlafen. Heute Morgen
kam Papa rein, hat sich seinen Teil dazu gedacht und gesagt, entweder
Max oder er.“ Ich beschließe, die Tatsache, dass wir beide halb
nackt waren, nicht zu erwähnen. „Und der Teil, den er sich gedacht
hat..“, beginnt Jon. „Ist völliger Blödsinn! Und selbst wenn es
kein Blödsinn wäre, wäre es immer noch meine Sache, oder nicht?
Ich seh jedenfalls nicht ein, mich von Max fernzuhalten. Also ziehe
ich aus und zu Max. Meine Sachen sind schon in seinem Auto und ich
wollte dir nur bescheid sagen.“ „Liz.. Du bist 15, du kannst doch
nicht einfach ausziehen. Und dann noch zu ihm.“ „Darf ich mal
kurz? Euer Vater hat mich nicht zu Wort kommen lassen, aber
vielleicht bist du ja vernünftiger. Erstmal geht es mir auf die
Nerven, dass jeder immer mit Janek ankommt und wie toll er doch ist
und wie viel besser als ich. Ihr wisst doch alle das Neuste nicht, er
ist nämlich der Arsch, wie er sich vor Liz' Augen mit irgendwem aus
ihrer Klasse vergnügt. Mal abgesehen davon, dass er total
verweichlicht ist. Außerdem wird die ganze Zeit vergessen, dass ich
auch eine Freundin hatte, mit der ich Schluss gemacht habe, für Liz.
Welchen Grund hätte ich da bitte zu, wenn ich sie nicht lieben
würde? Nur weil ich nicht rumlaufe wie ein Honigkuchenpferd, wenn
ich eine Freundin hab, bin ich direkt der schlechte Einfluss. Meine
Fresse.“ Max redet sich in Fahrt, ohne dabei übermäßig laut zu
werden und drückt meine Hand. Ich muss lächeln, denn ich kann
meinem Bruder ansehen, dass er nicht weiß, was er davon halten soll.
Ich blicke zu Max hoch, stelle mich vor ihn und tippe ihm auf die
Brust. Er sieht zu mir und lächelnd küsse ich ihn, wobei ich merke,
wie er ruhiger wird. Jon beäugt uns skeptisch, das spüre ich. Ich
löse mich von Max, lächle ihn nochmal an und stelle mich vor ihn.
Er legt seine Arme um meinen Bauch und zieht mich leicht an sich.
Erwartungsvoll sehe ich meinen Bruder an, der uns immer noch mustert.
„Was? Wollt ihr jetzt meinen Segen haben?“, fragt er. Ich strecke
ihm die Zunge raus. „Du hast ja eh deinen eigenen Kopf, also ist es
egal, was ich sage. So lange du mich noch besuchen kommst, mach doch
was du willst.“, zwinkert er. Max lässt mich los, sodass ich zu
Jon gehen kann. Ich falle ihm um den Hals. „Aber pass auf, ich weiß
doch, wie unsere Spezies in dem Alter tickt.“, sagt er leise. Ich
lache auf. „Max ist so alt wie du.“, sage ich. „Ja, eben.“,
Jon versucht sich von mir zu lösen, aber ich halte ihn fest. „Du
Klammeräffchen.“, lächelt er mich an, als ich ihn loslasse. Max
hinter mir lacht leise auf und Jon sieht ihn über meine Schulter
hinweg fragend an. „Hab ich ihr auch schon gesagt.“, sagt er
leise und Jon lächelt schwach. Ich drehe mich zu Max um und sehe ihn
fragend an, schicke ihm gedanklich das Wort 'Fahren?' und er nickt.
„Wir sind dann mal wieder los.“, wende ich mich wieder an Jonah.
Er nickt. „Okay, machs gut, Schwesterchen.“, sagt er und ich
drücke ihm einen Kuss auf die Wange. „Machs besser.“, sage ich
und nehme Max' Hand. „Pass gut auf sie auf, okay?“, wendet Jon
sich an ihn. „Versprochen.“ Wir verlassen das Zimmer und warten
auf den Aufzug. „Siehst du, so schlimm war es gar nicht. Und du
warst echt gut da drin, wie du deine Rede gehalten hast.“, ziehe
ich Max auf. Er sieht mich genervt an. „Es ging mir halt auf den
Sack.“, sagt er. „Wehe, du hältst mir das jetzt ewig vor.“,
warnt er mich und ich muss grinsen. Ich stelle mich vor ihn, nehme
auch seine andere Hand und küssen ihn. Hinter mir geht der Aufzug
auf und Max schiebt mich hinein. Zu meinem Vergnügen ist er leer.
Max lehnt sich an die Wand und ich stelle mich vor ihn, die Hände an
seiner Hüfte. Er verschränkt seine Hände an meinem Steißbein und
zieht mich an sich. Ich gebe ihm einen kurzen Kuss und lege dann
meinen Kopf an seine Schulter. „Wenn wir bei dir sind, haben wir
endlich mal unsere Ruhe.“, sage ich leise und richte mich wieder
auf. Max lächelt mich an und küsst mich. Der Aufzug geht auf und
ich brauche mich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer rein kommt.
Schnell löse ich meine Lippen von Max'. 'Das ist Mick. Ich hatte
schon ein paar unschöne Aufeinandertreffen mit ihm und seit einiger
Zeit sehe ich einen Schleier um ihn. Aber er ist nichts
Übernatürliches. Das spür ich.', teile ich Max gedanklich mit. Ich
drehe mich in seinen Armen um und tue überrascht, als ich Mick
erblicke. Ich lächle ihn an. „Oh, hi.“, sage ich und muss leise
kichern, als Max' Atem über meinen Nacken kitzelt, gefolgt von
vielen kaum spürbaren Küssen. „Hi.“, gibt Mick zurück und
mustert uns. „Soll ich wieder raus und euch allein lassen?“,
fragt er spöttisch. Schnell teile ich Max mit, was bei Micks und
meiner ersten Begegnung passiert ist. „Nee du, zu dritt ist viel
geiler bleib doch hier.“, sagt Max und ich versuche ein Lachen zu
unterdrücken. Bei Micks Gesichtsausdruck kann auch Max es sich nicht
mehr verkneifen. Man sieht Mick richtig an, dass er nicht weiß, wie
er reagieren soll. Max hört unerwartet auf zu lachen. „Man hast
dus nötig, ernsthaft. Wag es nicht, meine Freundin auch nur im
Geringsten anzufassen, haben wir uns da verstanden, du kleiner
Perversling?“, Max klingt ernst und würde er so mit mir reden,
würde ich wahrscheinlich heulen, vor Angst. Ich traue mich gar
nicht, ihm ins Gesicht zu blicken und lege meine Hände
beschwichtigend über seine. Mick ist sichtlich geschockt und ich bin
erleichtert, als wir im Erdgeschoss ankommen und ich Max aus dem
Aufzug ziehen kann. Er weigert sich, die Hände von meinem Bauch zu
nehmen und lehnt sich gegen mich, sodass ich nicht richtig gehen
kann, sondern durch die Empfangshalle stolpere. „Max! Lass mich
los, man!“, lache ich und ziehe genervte Blicke von den Anwesenden
Leuten auf mich. „Hör mal auf so zu schreien. Es gibt Leute, die
das stört.“, sagt Max ruhig und lacht leise. Ich schlage auf seine
Hände, während ich weiter versuche, mich fort zu bewegen. Als wir
beim Empfang vorbei kommen, erblicke ich Frau Kramm, die uns lächelnd
beobachtet. „Tschau Frau Kramm!“, rufe ich lachend, während ich
aus der Tür stolpere. Draußen angekommen bleibe ich stehen und
winde mich so lange in Max' Armen, bis ich mich umgedreht habe und
meine Hände auf seine Schultern legen kann. Ich ziehe mich hoch und
küsse ihn. „Du hast dich ja ganz schön gut geschlagen, richtig
heldenhaft, du Honigkuchenpferd.“, lächle ich. „Hör auf zu
reden, benutz deinen Mund lieber um mich zu küssen.“, sagt er
grinsend. „So nicht mein Freund. Und jetzt lass mich gefälligst
los!“, lache ich und Max lässt mich los. Ich halte ihm meine Hand
hin, er nimmt sie und wir gehen zurück zu seinem Auto.
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[XXXIV] 25.o8.2o12
Mit meiner Tasche in der Hand öffnet Max die Haustür und wir treten ein. Wir gehen eine Treppe an der rechten Seite des Flures hoch, erreichen die erste Etage, von der aus wir eine weitere Treppe nehmen, die unters Dach führt. „Das Schlafzimmer.“, sagt Max, stellt meine Tasche neben das Doppelbett und ich sehe mich in dem geräumigen Zimmer um. „Schlag keine Wurzeln, komm mit.“, sagt Max und will an mir vorbei runter gehen, aber ich halte ihn am Arm. „Max? Was hast du Lynn erzählt?“ „Wann?“ „Als du Schluss gemacht hast.“ „Die Wahrheit.“ „Und ihre Reaktion?“, frage ich mit einem mulmigen Gefühl im Magen nach. „Sie hat auf gleichgültig gemacht und naja nicht wirklich was dazu gesagt.“ „Ich hab da irgendwie ein ganz schlechtes Gefühl.“, gebe ich zu. Max legt seine Hand auf meine Schulter. „Hey, mach dir keine Sorgen, okay?“, spricht er mir zu und ich nicke. Zusammen gehen wir wieder ins Erdgeschoss. „Hast du Hunger?“, fragt Max, während er vor mir in die Küche geht. Ich sehe an mir herunter und schüttle den Kopf. „Nicht auf sowas.“, sage ich, stecke mir eine Zigarette in den Mund und gehe durch den Wintergarten raus auf die Terrasse, wo ich eine Zigarette nach der anderen rauche. Ich will mir gerade die fünfte Zigarette anzünden, als Max raus kommt. „Die bringen dich noch um.“, sagt er, zieht mir die Zigarette aus dem Mund und zertritt sie auf dem Boden. Ich zucke mit den Schultern und gehe rein. „Irgendwann sterb ich eh.“, sage ich und gehe ins Wohnzimmer. Max folgt mir und lässt sich aufs Sofa fallen. Ich tue es ihm nach und lehne mich gegen ihn. „Ja früher oder später bin ich tot. Nicht so wie du.“, sage ich leise. Max setzt sich in den Schneidersitz und ich lege meinen Kopf auf seine Beine. „Wir können auch sterben.“, sagt er. „Ich habe nichts anderes vermutet. Wie?“, frage ich. Max streicht mit den Fingern über mein Gesicht. „Die Airen waren Physiker.“, beginnt er. „Echt? Und wieso bin ich dann so schlecht in Physik?“, frage ich lächelnd, aber Max bleibt ernst. „Sie haben uns geschaffen, nach dem Vorbild eines Elektromotors.“, redet Max weiter und ich pruste los. „Bitte was?!“, frage ich. „Sei ruhig und hör weiter zu. Du weißt ja, ein Elektromotor wird durch einen sich drehenden Rotor angetrieben. Dieser Rotor dreht sich aufgrund dessen, dass er zwei Pole besitzt. Um den Rotor herum befindet sich der Stator, der ebenfall gepolt ist. Und durch die Anziehungskraft der Pole, macht der Rotor eine halbe Drehung. Und damit sich der Rotor immer wieder dreht, kommt der Kommutator zum Einsatz, der die Pole vertauscht. Bei uns ist es ähnlich. Die Pole sind Leben und Tod. Wir werden geboren und vom Tod angezogen, kommen dem Tod immer näher. Sterbliche besitzen keinen Kommutator. Wir schon. Sobald wir am Tod angekommen sind, vertauschen wir Tod und Leben, sodass wir uns wieder bei unserer Geburt befinden. Von da aus werden wir wieder zum Tod gezogen. Und das immer und immer wieder. Kannst du mir folgen?“ Das Lächeln ist von meinen Lippen gewichen und ich nicke nur. „Gut. Mit der Zeit haben sich die Wandler eine Eigenschaft angeeignet. Wir haben die Fähigkeit entwickelt, die Anziehungskraft auszuschalten und auf dem Weg zum Tod unseren Standort gezielt zu verändern. Wir können altern oder wieder jünger werden. Nochmal zum Elektromotor. Der Magnetismus, der benötigt wird entsteht ja durch fließenden Strom. Und es gibt eine Stelle, an der kein Strom fließt, diese Stelle wird Todpunkt genannt. Und diese Stelle besitzen wir auch, wir haben alle einen Todpunkt. Klar soweit?“ Ich nicke erneut. „Und wo ist der Todpunkt?“, frage ich. „Jeder hat einen anderen Todpunkt, das hängt davon ab, wie..“, Max hält mitten im Satz inne. 'Lynn.', schickt er mir in Gedanken und ich halte die Luft an. Die Haustür wird aufgeschlossen und ich richte mich auf. Max legt seine Arme um mich und bedeutet mir, mich an ihn zu lehnen. Ich tue es und spüre, wie sich seine Muskeln anspannen. Lynn kommt um die Ecke und als sie uns erblickt huschen tausende Emotionen über ihr Gesicht, so schnell, dass ich sie nichtmal richtig definieren kann. Vielleicht war sie erst verwundert, dann wütend, dann verletzt und zum Schluss cool und unberührt. „Du bist ja hier. Und Liz auch.“, sagt sie trocken und ich schlucke. „Ja, sie wohnt jetzt hier. Im Gegensatz zu dir.“, gibt Max zurück und ich lege meine Hände über seine. „Ach, das ging aber jetzt schnell. Wusste gar nicht, dass du mittlerweile so schnell weich wirst.“ „Es ging nicht anders. Und ich glaube, jetzt wo sie hier wohnt, ist es für uns alle am besten, wenn du nicht mehr her kommst.“ Lynns Augen weiten sich. „Das ist mein Ernst. Also gib mir alle Schlüssel, die du für dieses Haus besitzt.“, fährt Max fort. Lynn zögert, greift dann in ihre Tasche und wirft ein Schlüsselbund neben Max aufs Sofa. „Du weißt, dass ich keinen Schlüssel brauche, um rein zu kommen, wenn ich will.“, sagt Lynn schnippisch. Max schnaubt nur. „Natürlich. Aber gibs doch zu, es wäre weit unter deinem Niveau, wenn du das tun würdest. Wo wäre denn da dein Stolz? Du kennst genug Leute, zu denen du kannst. Im Flur steht eine Tasche mit deinen Sachen, nimm sie und dann geh.“ Lynn dreht sich um und ich höre, wie sie eine Tasche aufhebt und das Haus verlässt. „Woher weißt du, dass sie nichts hat mitgehen lassen?“, frage ich mit brüchiger Stimme. „Dafür ist sie sich zu stolz, so etwas macht sie nicht, dass würde ihre Ehre in Frage stellen.“, gibt Max nur zurück. „Glaub mir, ich kenn sie gut genug.“, Max klingt erschöpft, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen. Ich löse mich von ihm und drehe mich um. Er wischt sich schnell über die Wange und auch wenn er es nicht zugibt, ich weiß, dass er eine Träne weggewischt hat. „Hey Liz, weißt du was?“, fragt er und lächelt mich an. „Was?“ „Wir haben das ganze Haus für uns alleine.“ „Ein ganzes Haus.. Ungestört..“, seufze ich und beuge mich nach vorne. Kurz bevor unsere Münder sich berühren, halte ich inne und schließe die Augen. Max streicht mit den Fingerspitzen über meine Wangen ehe er die Lücke zwischen unseren Lippen schließt. Ich rutsche nach vorne, bis ich auf seinen
Beinen sitze. Max greift um meine Oberschenkel und drückt mich im nächsten Moment gegen die Wand neben der Treppe. Ich lege meine Hände in seinen Nacken und öffne meine Lippen. Max tut es mir nach und ich presse meine Beine um seine Hüfte, als er sie loslässt. Er schiebt seine Hände an meiner Hüfte unter mein Top und streicht seitlich an meinem Oberkörper auf und ab. Er löst seinen Mund von meinem und verteilt Küsse über meinen Wangenknochen. Von da aus fahren seine Lippen meine Wange hinunter, bis sie zu meinem Hals gelangen. Dann übersät er meinen Hals mit Küssen, während ich schwer atmend meinen Kopf nach oben strecke, um meinen Hals zu entblößen. Max' Lippen streichen über mein Schlüsselbein und verteilen dann an meinem Dekolletee weitere Küsse. Er lässt von meinem Oberkörper ab und greift wieder um meine Beine. Dann spüre ich nicht mehr die harte Wand in meinem Rücken, sondern die weiche Matratze des Bettes unterm Dach. Max streift mein Oberteil von meinem Körper und ich tue dasselbe bei ihm. Dann drücke ich ihn von mir weg und schubse ihn auf die Matratze, um mich dann über ihn zu knien und seinen Oberkörper zu küssen. Ich lege mich auf ihn und drücke meinen Mund verlangend auf seinen. Er legt seine Arme in meinen Rücken und presst mich mindestens genau so verlangend gegen sich. Irgendwann liegt da, wo vorher noch Stoff war, nur noch Haut auf Haut und Max kommt mir so nah wie noch nie jemand zuvor.
Am nächsten Morgen werde ich von Max geweckt. Ich liege dicht an ihn gekuschelt und erschrecke kurz, als ich bemerke, dass wir beide komplett nackt sind, bis mir einfällt, was gestern Abend passiert ist. „Hey, du musst aufstehen, du hast Schule.“, flüstert Max. Ich gebe grummelnde Geräusche von mir und gebe ihm einen kurzen Kuss. „Komm, die letzte Woche, dann hast du Ferien.“, flüstert er weiter. Ich lege meinen Kopf an seine Schulter und schließe die Augen. „Ich will nicht aufstehen. Können wir nicht noch ein bisschen so liegen bleiben?“, murmle ich. „Nein, du musst aufstehen.“, sagt Max und steht auf. „Neeeein.“, sage ich müde und strecke meine Hand nach ihm aus, ehe ich zurück auf die Matratze falle. Max wickelt seine Decke um seine Hüfte. „Ich geh Duschen. Überm Geländer hängen zwei Handtücher für dich, unten ist auch ein Bad, wenn du auch Duschen willst.“, sagt er, küsst mich auf die Stirn und geht dann runter. Grummelnd zwinge ich mich aus dem Bett und schlinge das größere Handtuch um meinen Körper. Eigentlich will ich ganz runter ins Bad gehen, aber als ich im ersten Stock an der Badezimmertür vorbeikomme und das Wasser rauschen höre, entscheide ich mich um. Ich öffne die Tür, beäuge Max unter der Dusche kurz, lasse dann das Handtuch von meinem Körper gleiten und öffne die Duschkabine. Das Wasser ist angenehm warm und Max schließt mich in seine Arme. Ich blicke zu ihm hoch und er legt seine Lippen kurz auf meine. Wirklich nur kurz. „Ey, mehr nicht?“, sage ich empört. „Los, geh dich anziehen.“, sagt er bestimmt. „Pf. Das nehme ich als Beleidigung.“, erwidere ich. Ich verlasse die Duschkabine, wickle das Handtuch wieder um meinen Körper und gehe dann hoch an meine Tasche. Ich suche ein paar Klamotten raus und ziehe mich um. Dann gehe ich runter und raus auf die Terrasse, wo Max gerade den Tisch deckt. Er trägt nur eine Boxershorts und ich lege von hinten meine Arme um ihn. Er macht sich los und dreht sich zu mir um. „Ich glaube, ich kann mich durchaus daran gewöhnen.“, sage ich während ich Max mustere und er seine Hände auf meine Hüfte legt. Er zieht mich an sich und ich küsse ihn, die Hände zu Fäusten geballt auf seine Brust gelegt. Ich beende den Kuss und sehe ihm in die Augen. „Es war wunderschön.“, hauche ich und muss lächeln. Max lächelt zurück. „Ich liebe dich.“, flüstert er, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und schiebt mich von sich weg. „Ich kümmer mich mal weiter ums Frühstück.“, sagt er und geht rein. Ich setze mich an den Tisch, stecke mir eine Zigarette aus der Packung in meiner Tasche in den Mund und zünde sie an. Ich erinnere mich an den gestrigen Abend, an Max' Küsse, seine Berührungen. Als ich bei meiner dritten Zigarette bin kommt Max mit dem Frühstück raus. „Ich lass dich nicht mit leerem Magen aus dem Haus, und wenn ich dich füttern muss.“, droht er. „Und vom nichts essen nimmst du eher zu.“ Ich nage ein bisschen an einer Scheibe Brot, aber unter Max' Blicken, zwinge ich mich dazu, sie ganz zu essen. „Wie komm ich von hier eigentlich zur Schule?“, frage ich. „Ich fahr dich.“ „Ah okay, ich lebe jetzt also bei meinem schwulen Onkel Hannes.“, lächle ich. „Tja der ist jetzt wohl oder übel Geschichte.“ Ich nicke, gehe rein und packe schnell meine Schulsachen zusammen. Ich gehe ins Bad, mache mich fertig und bringe meine Sachen runter in den Flur. „Los?“, fragt Max. Ich schüttle den Kopf, gehe auf ihn zu und gebe ihm einen langen Kuss. „Jetzt.“, lächle ich, nehme meine Sachen und verlasse mit ihm das Haus.
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[XXXV] o1.11.2o12
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[XXXIV] 25.o8.2o12
Mit meiner Tasche in der Hand öffnet Max die Haustür und wir treten ein. Wir gehen eine Treppe an der rechten Seite des Flures hoch, erreichen die erste Etage, von der aus wir eine weitere Treppe nehmen, die unters Dach führt. „Das Schlafzimmer.“, sagt Max, stellt meine Tasche neben das Doppelbett und ich sehe mich in dem geräumigen Zimmer um. „Schlag keine Wurzeln, komm mit.“, sagt Max und will an mir vorbei runter gehen, aber ich halte ihn am Arm. „Max? Was hast du Lynn erzählt?“ „Wann?“ „Als du Schluss gemacht hast.“ „Die Wahrheit.“ „Und ihre Reaktion?“, frage ich mit einem mulmigen Gefühl im Magen nach. „Sie hat auf gleichgültig gemacht und naja nicht wirklich was dazu gesagt.“ „Ich hab da irgendwie ein ganz schlechtes Gefühl.“, gebe ich zu. Max legt seine Hand auf meine Schulter. „Hey, mach dir keine Sorgen, okay?“, spricht er mir zu und ich nicke. Zusammen gehen wir wieder ins Erdgeschoss. „Hast du Hunger?“, fragt Max, während er vor mir in die Küche geht. Ich sehe an mir herunter und schüttle den Kopf. „Nicht auf sowas.“, sage ich, stecke mir eine Zigarette in den Mund und gehe durch den Wintergarten raus auf die Terrasse, wo ich eine Zigarette nach der anderen rauche. Ich will mir gerade die fünfte Zigarette anzünden, als Max raus kommt. „Die bringen dich noch um.“, sagt er, zieht mir die Zigarette aus dem Mund und zertritt sie auf dem Boden. Ich zucke mit den Schultern und gehe rein. „Irgendwann sterb ich eh.“, sage ich und gehe ins Wohnzimmer. Max folgt mir und lässt sich aufs Sofa fallen. Ich tue es ihm nach und lehne mich gegen ihn. „Ja früher oder später bin ich tot. Nicht so wie du.“, sage ich leise. Max setzt sich in den Schneidersitz und ich lege meinen Kopf auf seine Beine. „Wir können auch sterben.“, sagt er. „Ich habe nichts anderes vermutet. Wie?“, frage ich. Max streicht mit den Fingern über mein Gesicht. „Die Airen waren Physiker.“, beginnt er. „Echt? Und wieso bin ich dann so schlecht in Physik?“, frage ich lächelnd, aber Max bleibt ernst. „Sie haben uns geschaffen, nach dem Vorbild eines Elektromotors.“, redet Max weiter und ich pruste los. „Bitte was?!“, frage ich. „Sei ruhig und hör weiter zu. Du weißt ja, ein Elektromotor wird durch einen sich drehenden Rotor angetrieben. Dieser Rotor dreht sich aufgrund dessen, dass er zwei Pole besitzt. Um den Rotor herum befindet sich der Stator, der ebenfall gepolt ist. Und durch die Anziehungskraft der Pole, macht der Rotor eine halbe Drehung. Und damit sich der Rotor immer wieder dreht, kommt der Kommutator zum Einsatz, der die Pole vertauscht. Bei uns ist es ähnlich. Die Pole sind Leben und Tod. Wir werden geboren und vom Tod angezogen, kommen dem Tod immer näher. Sterbliche besitzen keinen Kommutator. Wir schon. Sobald wir am Tod angekommen sind, vertauschen wir Tod und Leben, sodass wir uns wieder bei unserer Geburt befinden. Von da aus werden wir wieder zum Tod gezogen. Und das immer und immer wieder. Kannst du mir folgen?“ Das Lächeln ist von meinen Lippen gewichen und ich nicke nur. „Gut. Mit der Zeit haben sich die Wandler eine Eigenschaft angeeignet. Wir haben die Fähigkeit entwickelt, die Anziehungskraft auszuschalten und auf dem Weg zum Tod unseren Standort gezielt zu verändern. Wir können altern oder wieder jünger werden. Nochmal zum Elektromotor. Der Magnetismus, der benötigt wird entsteht ja durch fließenden Strom. Und es gibt eine Stelle, an der kein Strom fließt, diese Stelle wird Todpunkt genannt. Und diese Stelle besitzen wir auch, wir haben alle einen Todpunkt. Klar soweit?“ Ich nicke erneut. „Und wo ist der Todpunkt?“, frage ich. „Jeder hat einen anderen Todpunkt, das hängt davon ab, wie..“, Max hält mitten im Satz inne. 'Lynn.', schickt er mir in Gedanken und ich halte die Luft an. Die Haustür wird aufgeschlossen und ich richte mich auf. Max legt seine Arme um mich und bedeutet mir, mich an ihn zu lehnen. Ich tue es und spüre, wie sich seine Muskeln anspannen. Lynn kommt um die Ecke und als sie uns erblickt huschen tausende Emotionen über ihr Gesicht, so schnell, dass ich sie nichtmal richtig definieren kann. Vielleicht war sie erst verwundert, dann wütend, dann verletzt und zum Schluss cool und unberührt. „Du bist ja hier. Und Liz auch.“, sagt sie trocken und ich schlucke. „Ja, sie wohnt jetzt hier. Im Gegensatz zu dir.“, gibt Max zurück und ich lege meine Hände über seine. „Ach, das ging aber jetzt schnell. Wusste gar nicht, dass du mittlerweile so schnell weich wirst.“ „Es ging nicht anders. Und ich glaube, jetzt wo sie hier wohnt, ist es für uns alle am besten, wenn du nicht mehr her kommst.“ Lynns Augen weiten sich. „Das ist mein Ernst. Also gib mir alle Schlüssel, die du für dieses Haus besitzt.“, fährt Max fort. Lynn zögert, greift dann in ihre Tasche und wirft ein Schlüsselbund neben Max aufs Sofa. „Du weißt, dass ich keinen Schlüssel brauche, um rein zu kommen, wenn ich will.“, sagt Lynn schnippisch. Max schnaubt nur. „Natürlich. Aber gibs doch zu, es wäre weit unter deinem Niveau, wenn du das tun würdest. Wo wäre denn da dein Stolz? Du kennst genug Leute, zu denen du kannst. Im Flur steht eine Tasche mit deinen Sachen, nimm sie und dann geh.“ Lynn dreht sich um und ich höre, wie sie eine Tasche aufhebt und das Haus verlässt. „Woher weißt du, dass sie nichts hat mitgehen lassen?“, frage ich mit brüchiger Stimme. „Dafür ist sie sich zu stolz, so etwas macht sie nicht, dass würde ihre Ehre in Frage stellen.“, gibt Max nur zurück. „Glaub mir, ich kenn sie gut genug.“, Max klingt erschöpft, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen. Ich löse mich von ihm und drehe mich um. Er wischt sich schnell über die Wange und auch wenn er es nicht zugibt, ich weiß, dass er eine Träne weggewischt hat. „Hey Liz, weißt du was?“, fragt er und lächelt mich an. „Was?“ „Wir haben das ganze Haus für uns alleine.“ „Ein ganzes Haus.. Ungestört..“, seufze ich und beuge mich nach vorne. Kurz bevor unsere Münder sich berühren, halte ich inne und schließe die Augen. Max streicht mit den Fingerspitzen über meine Wangen ehe er die Lücke zwischen unseren Lippen schließt. Ich rutsche nach vorne, bis ich auf seinen
Beinen sitze. Max greift um meine Oberschenkel und drückt mich im nächsten Moment gegen die Wand neben der Treppe. Ich lege meine Hände in seinen Nacken und öffne meine Lippen. Max tut es mir nach und ich presse meine Beine um seine Hüfte, als er sie loslässt. Er schiebt seine Hände an meiner Hüfte unter mein Top und streicht seitlich an meinem Oberkörper auf und ab. Er löst seinen Mund von meinem und verteilt Küsse über meinen Wangenknochen. Von da aus fahren seine Lippen meine Wange hinunter, bis sie zu meinem Hals gelangen. Dann übersät er meinen Hals mit Küssen, während ich schwer atmend meinen Kopf nach oben strecke, um meinen Hals zu entblößen. Max' Lippen streichen über mein Schlüsselbein und verteilen dann an meinem Dekolletee weitere Küsse. Er lässt von meinem Oberkörper ab und greift wieder um meine Beine. Dann spüre ich nicht mehr die harte Wand in meinem Rücken, sondern die weiche Matratze des Bettes unterm Dach. Max streift mein Oberteil von meinem Körper und ich tue dasselbe bei ihm. Dann drücke ich ihn von mir weg und schubse ihn auf die Matratze, um mich dann über ihn zu knien und seinen Oberkörper zu küssen. Ich lege mich auf ihn und drücke meinen Mund verlangend auf seinen. Er legt seine Arme in meinen Rücken und presst mich mindestens genau so verlangend gegen sich. Irgendwann liegt da, wo vorher noch Stoff war, nur noch Haut auf Haut und Max kommt mir so nah wie noch nie jemand zuvor.
Am nächsten Morgen werde ich von Max geweckt. Ich liege dicht an ihn gekuschelt und erschrecke kurz, als ich bemerke, dass wir beide komplett nackt sind, bis mir einfällt, was gestern Abend passiert ist. „Hey, du musst aufstehen, du hast Schule.“, flüstert Max. Ich gebe grummelnde Geräusche von mir und gebe ihm einen kurzen Kuss. „Komm, die letzte Woche, dann hast du Ferien.“, flüstert er weiter. Ich lege meinen Kopf an seine Schulter und schließe die Augen. „Ich will nicht aufstehen. Können wir nicht noch ein bisschen so liegen bleiben?“, murmle ich. „Nein, du musst aufstehen.“, sagt Max und steht auf. „Neeeein.“, sage ich müde und strecke meine Hand nach ihm aus, ehe ich zurück auf die Matratze falle. Max wickelt seine Decke um seine Hüfte. „Ich geh Duschen. Überm Geländer hängen zwei Handtücher für dich, unten ist auch ein Bad, wenn du auch Duschen willst.“, sagt er, küsst mich auf die Stirn und geht dann runter. Grummelnd zwinge ich mich aus dem Bett und schlinge das größere Handtuch um meinen Körper. Eigentlich will ich ganz runter ins Bad gehen, aber als ich im ersten Stock an der Badezimmertür vorbeikomme und das Wasser rauschen höre, entscheide ich mich um. Ich öffne die Tür, beäuge Max unter der Dusche kurz, lasse dann das Handtuch von meinem Körper gleiten und öffne die Duschkabine. Das Wasser ist angenehm warm und Max schließt mich in seine Arme. Ich blicke zu ihm hoch und er legt seine Lippen kurz auf meine. Wirklich nur kurz. „Ey, mehr nicht?“, sage ich empört. „Los, geh dich anziehen.“, sagt er bestimmt. „Pf. Das nehme ich als Beleidigung.“, erwidere ich. Ich verlasse die Duschkabine, wickle das Handtuch wieder um meinen Körper und gehe dann hoch an meine Tasche. Ich suche ein paar Klamotten raus und ziehe mich um. Dann gehe ich runter und raus auf die Terrasse, wo Max gerade den Tisch deckt. Er trägt nur eine Boxershorts und ich lege von hinten meine Arme um ihn. Er macht sich los und dreht sich zu mir um. „Ich glaube, ich kann mich durchaus daran gewöhnen.“, sage ich während ich Max mustere und er seine Hände auf meine Hüfte legt. Er zieht mich an sich und ich küsse ihn, die Hände zu Fäusten geballt auf seine Brust gelegt. Ich beende den Kuss und sehe ihm in die Augen. „Es war wunderschön.“, hauche ich und muss lächeln. Max lächelt zurück. „Ich liebe dich.“, flüstert er, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und schiebt mich von sich weg. „Ich kümmer mich mal weiter ums Frühstück.“, sagt er und geht rein. Ich setze mich an den Tisch, stecke mir eine Zigarette aus der Packung in meiner Tasche in den Mund und zünde sie an. Ich erinnere mich an den gestrigen Abend, an Max' Küsse, seine Berührungen. Als ich bei meiner dritten Zigarette bin kommt Max mit dem Frühstück raus. „Ich lass dich nicht mit leerem Magen aus dem Haus, und wenn ich dich füttern muss.“, droht er. „Und vom nichts essen nimmst du eher zu.“ Ich nage ein bisschen an einer Scheibe Brot, aber unter Max' Blicken, zwinge ich mich dazu, sie ganz zu essen. „Wie komm ich von hier eigentlich zur Schule?“, frage ich. „Ich fahr dich.“ „Ah okay, ich lebe jetzt also bei meinem schwulen Onkel Hannes.“, lächle ich. „Tja der ist jetzt wohl oder übel Geschichte.“ Ich nicke, gehe rein und packe schnell meine Schulsachen zusammen. Ich gehe ins Bad, mache mich fertig und bringe meine Sachen runter in den Flur. „Los?“, fragt Max. Ich schüttle den Kopf, gehe auf ihn zu und gebe ihm einen langen Kuss. „Jetzt.“, lächle ich, nehme meine Sachen und verlasse mit ihm das Haus.
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[XXXV] o1.11.2o12
Er hält auf dem Parkplatz
und ganz zufällig direkt neben Lena und ihrem klasse Freundeskreis.
„Huch, wir stehen ja ausgerechnet bei deinen
Lieblingsfreundinnen.“, sagt er sarkastisch und grinst mich an. Ich
lache und beuge mich zu ihm. Max drückt seinen Mund auf meinen und
ich spüre die ganzen verwunderten Blicke in meinem Nacken. Er legt
seine Hand an meine Wange und seine Lippen fahren meinen Hals
entlang. Ich hebe sein Kinn an, damit er aufhört und gebe ihm einen
kurzen Kuss. „Man muss es ja nicht gleich übertreiben.“, lächle
ich ihn an, aber küsse ihn noch ein letztes Mal. „Wie lang hast du
heute?“ „Halb zwei.“ „Okay, bis dann.“, sagt er und ich
steige aus, direkt vor Lena. Ich lächle sie und ihre Gruppe an und
muss lachen, weil sie alle mit geöffneten Mündern dastehen. „Na
Mädels? Alles klar?“, begrüße ich sie und gehe lachend weiter.
Lena kommt mir hinterher. „Ähm hey Liz?“, ruft sie, nachdem sie
mir bis auf den Schulhof hinterher gelaufen ist. Ich drehe mich um.
„Ja bitte?“ „Hast du nicht gesagt, der Typ sei schwul und dein
Onkel?“ „Tja, stimmt wohl nicht. Er ist weder schwul noch mein
Onkel. Ich würde sagen er ist absolut hetero und du kannst ihn als
meinen Freund bezeichnen. Oder meinen Verlobten, meinen Mann, den
Vater meines Kindes, dass in 9 Monaten das Licht der Welt erblicken
wird.“, sage ich grinsend. „Was?“, fragt das Dummchen total
verwirrt. „Okay nochmal für dumme: Nicht schwul und nicht mehr zu
haben, verstanden?“, sage ich und gehe weiter über den Schulhof,
wo ich Hanna erblicke. „Hanna, ich muss dir so viel erzählen!“,
begrüße ich sie und umarme sie. „Wouh, okay. Ich hab eben
gesehen, dass wir jetzt ne Freistunde haben, lass uns irgendwo hin
gehen, wo die nicht sind.“, sagt sie und deutet Richtung Lena und
Co, die gerade aufgebracht diskutieren. Ich nicke. „Gerne.“, ich
greife nach ihrer Hand und wir gehen in den Wald, der ans
Schulgelände grenzt. Wir gehen ein gutes Stück hinein und setzen
uns ans Flussufer. „Also schieß mal los.“ Ich erzähle Hanna von
allem was vorgestern passiert ist, dass mein Vater mich
rausgeschmissen hat, was im Krankenhaus passiert ist und dass ich
jetzt bei Max wohne. „Darfst du das überhaupt?“, fragt sie
lächelnd. Ich zucke die Schultern. „Scheiß doch drauf.“, lache
ich. „Aber ich bin ja noch nicht fertig.“, sage ich. „Okay,
also weiter.“ Dann erzähle ich davon was bei Max passiert, zuerst
dass er Lynn rausgeschmissen hat und dass wir danach voll ausgenutzt
haben, endlich mal komplett ungestört zu sein. Hanna klappt die
Kinnlade runter. „Nein! Ihr habt doch nicht..“, beginnt sie
lachend. Ich nicke eifrig. „Doch Hanna!“ Sie fällt mir um den
Hals. „Uuuuuh, wie krass ist das denn? Und, wie wars?“, fragt
sie. Ich muss lächeln, ziehe die Beine an und blicke auf die
Wasseroberfläche des Flusses. „Wunderschön.“, sage ich nur und
Hanna sieht mich lächelnd an. „Und heute Morgen hat er mich
geweckt und mir Frühstück gemacht und mich dann her gefahren.“,
ich drehe mein Gesicht in Hannas Richtung. „Aber ich will noch
nicht Patentante werden, okay?“, sagt sie und ich nicke. „Wär
mir auch schon fast egal, wenn ich schwanger werden würde, ich bin
so glücklich bei ihm, dass mir alles egal ist.“, antworte ich.
„Hey, mir ist das aber nicht egal! Vernunft mein Schatz.“,
erwidert Hanna und tut so als würde sie mich ermahnen. Sie blickt
auf die Uhr. „Wir sollten langsam zurück, wir haben noch 10
Minuten.“, sagt sie und steht auf. „Geh schonmal vor, ich komme
gleich nach.“ „Wie du willst.“, gibt Hanna zurück und geht
weg. Ich rauche zwei Zigaretten, den Blick aufs Wasser gerichtet.
Dann gehe ich zurück zu Hannah und sehne mich nach Schulschluss.
Als es dann endlich so weit ist, gehe ich mit Hanna auf den Parkplatz, gefolgt von Lena und so, die nur darauf warten, mich und Max angaffen zu können. „Hey.“, begrüßt er Hanna lächelnd, ehe er mir die Hände an die Hüfte legt und mich küsst. „Hi.“, sage ich leise, nachdem ich mich von ihm gelöst habe. „Ich geh dann mal.“, sagt Hanna und ich umarme sie. „Bis morgen.“, verabschiedet sie sich. „Bis morgen.“ Ich drehe mich wieder zu Max, stelle mich vor ihn und vergrabe die Hände hinten in seinen Hosentaschen. Er legt seine Hände um meine Arme und küsst mich erneut. Ich löse mich von ihm, nehme seine Hand und wir gehen zu seinem Auto. „Wir werden beobachtet..“, sagt Max und deutet in Lenas Richtung. Ich lächle. „Ja, die sind etwas geschockt.“
Als es dann endlich so weit ist, gehe ich mit Hanna auf den Parkplatz, gefolgt von Lena und so, die nur darauf warten, mich und Max angaffen zu können. „Hey.“, begrüßt er Hanna lächelnd, ehe er mir die Hände an die Hüfte legt und mich küsst. „Hi.“, sage ich leise, nachdem ich mich von ihm gelöst habe. „Ich geh dann mal.“, sagt Hanna und ich umarme sie. „Bis morgen.“, verabschiedet sie sich. „Bis morgen.“ Ich drehe mich wieder zu Max, stelle mich vor ihn und vergrabe die Hände hinten in seinen Hosentaschen. Er legt seine Hände um meine Arme und küsst mich erneut. Ich löse mich von ihm, nehme seine Hand und wir gehen zu seinem Auto. „Wir werden beobachtet..“, sagt Max und deutet in Lenas Richtung. Ich lächle. „Ja, die sind etwas geschockt.“
Zuhause angekommen lasse
ich die Tasche im Flur fallen. Ich lege meine Hände auf Max' Brust
und küsse ihn. „Liz...Tasche... Wegräumen..“, sagt er zwischen
ein paar Küssen und ich sehe flehend zu ihm hoch. „Los, räum sie
weg.“ Beleidigt drehe ich mich weg, nehme die Tasche und trage sie
hoch ins Schlafzimmer. Ich sehe aus dem Fenster und seufze, der
Himmel ist verhangen. Ich hätte gerne Wetter, das etwas mehr nach
Sommer aussieht. Auf dem Weg nach unten klingelt mein Handy. Mein
Vater. „Hallo.“, melde ich mich. Ich lege mich zu Max aufs Sofa.
'Wer?', fragt er. 'Papa.' „Hey ähm Liz.. Ich wollte nur hören, ob
alles geklappt hat.“ „Ja, alles super.“, sage ich knapp. Max
streicht über meinen Arm und ich bekomme Gänsehaut. „Okay, das
ist gut. Und sonst, alles klar bei dir?“ „Ja mir geht’s prima,
könnte nicht besser sein. Max lass das, das kitzelt!“, lache ich
und versuche seine Hände von meinem Bauch zu schieben. „Das wars
auch eigentlich schon. Ach ähm, Jonah kommt morgen aus dem
Krankenhaus.“ „Cool, dann kann er uns ja mal besuchen.“, sage
ich und weiß, dass das nicht die Antwort ist, die mein Vater sich
erhofft hatte. „Ja.. Ja bestimmt. Naja, bis irgendwann dann.“,
sagt er nur noch und legt auf. Ich lege mein Handy auf den Couchtisch
und lege mich auf Max. „Worüber ich noch mit dir reden wollte.“,
beginne ich. „Mhm?“ „Weißt du, was das war, was letztens
passiert ist? Wo du mich einfach nur umarmt hast? Und wo ich zum
ersten mal deine Gedanken hören konnte?“ „Nein, keine Ahnung.
Könnte mir vorstellen, dazu steht was in deinem schlauen Buch.“
„Ja, stimmt.“, sage ich, stehe auf und gehe hoch. Es liegt ganz
oben in meiner Tasche, obwohl ich es nach ganz unten gepackt hatte.
Aber ich frage mich gar nicht warum, ich weiß, dass es das von
alleine gemacht hat, denn es ist kein Notizbuch mehr, sondern hat
sich mir wieder geöffnet. Freudig laufe ich die Treppe runter und
halte es Max aufgeregt vor die Nase. Er zieht die Augenbrauen hoch.
„Was?“, fragt er. „Siehst du das nicht?“ „Ich sehe ein
Notizbuch.“ „Ernsthaft?“, frage ich und mein Lächeln weicht
kurz. Dann kehrt es zurück. „Egal, ich kanns sehen, es ist wieder
dick und alt und airisch.“, ich lasse mich neben Max auf die Couch
fallen und schlage es auf. „Das war ein Scherz, ich kanns auch
sehen. Lesen kann ich da aber nichts.“, sagt er. Ich gucke ihn
fragend an. „Aber hier vorne steht doch etwas in unserer Schrift,
die ganzen Informationen und so. Die airischen Zeichen kommen doch
erst später.“ „Nein, ich seh da gar nichts, nur Kringel und
komische Formen, keine Wörter.“, sagt Max und verspricht mir, dass
es die Wahrheit ist. „Wie cool ist das denn?“, frage ich und
blättere weiter. „Hey warte mal, hier steht was, was vorher noch
nicht da war.“, sage ich und lese. „Was denn?“ „Max, das ist
besser als Google! Ich muss mich nur auf das konzentrieren was ich
wissen will, einen Spruch sagen und wenn es das kann, dann zeigt es
mir das Buch.“, ich klappe das Buch zu und halte die Hände
darüber. Die Energie fließt in meine Handflächen und ich schließe
seufzend die Augen. Ich spüre wie diese Energie durch meinen ganzen
Körper fließt und ich mich noch besser fühle als ohnehin schon,
was ich nicht mal für möglich gehalten habe. Nachdem ich nochmal
tief Luft geholt habe, konzentriere ich mich auf das, was zwischen
Max und mir in der besagten Nacht passiert ist und sage die Silben
auf. Unter meinen Händen schlägt sich das Buch von selber auf und
glücklich lache ich Max an. „Was steht da?“, fragt er. Ich
schaue wieder das Buch an und lese vor was dort steht.
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