Hey meine Lieben!
Ich werde jetzt jeden Tag an meinem Buch schreiben und den neuen Teil hier reinstellen. Würde mich über Meinungen und/oder verbesserungsvorschläge/Korrekturen (sprich: Rechtschreib/Grammatikfehler, etc.) freuen <3
Er nahm mich ein letztes mal in die Arme. Ich schmiegte mich an ihn und genoss seine Nähe.
„Ich will nicht, dass du wegziehst, Tiara“, flüsterte mir Sebastian ins Ohr.
Mir lief eine Träne über die Wange und ich schluchzte. Ich war zu dem Zeitpunkt fast ein Jahr mit Sebastian zusammen gewesen. Und dann mussten wir umziehen. Ganze 180 km weg, von Wiesbaden nach Köln. Ich war am Boden zerstört. Ich war doch so glücklich mit ihm. Warum musste ich von ihm getrennt werden? Weil mein Vater einen neuen, besseren Job gefunden hatte und es besser war, wie ich später erfuhr. Doch zu der Zeit wusste ich letzteres natürlich nicht.
„Ich doch auch nicht“, ich löste mich von ihm und sah in seine blauen Augen.
Seine dunkelblonden Haare umrahmten sein wunderschönes Gesicht. Er legte seine Hand auf meine Wange und strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Meine Haare waren rot, lang und gewellt. Er liebte meine Haare. Sebastian ergriff meine Hand und wir gingen den Waldweg entlang, auf dem wir uns befanden. Eigentlich war es ein wunderschöner Frühlingstag. Die Vögel zwitscherten, das Gras erstrahlte in einem frischen Grün und die Erde war aus ihrem Winterschlaf erwacht. Die Laubbäume zeigten ihre ersten Blätter und die Frühblüher zeigten allen, dass es Sommer wurde.
„Wir bleiben in Kontakt, oder?“, fragte ich zaghaft.
„Natürlich.“
„Gut. Ich werde dich jeden Abend anrufen. Mindestens. Und zumüllen mit SMS'. Mach dich auf was gefasst“, sagte ich lächelnd.
„Gut, danke für die Vorwarnung“, erwiderte Sebastian schmunzelnd.
Wir liefen noch eine Weile durch den Wald, alberten herum, umarmten uns und genossen unsere Zeit. Als mein Handy klingelte ging ich ran: „Hallo?...Muss das sein?...ja...Okay...ist gut...Jaha!...Tschüss.“
„Mh?“
„Meine Mum. Ich soll nach Hause kommen. Die restlichen Sachen packen und so. Und mitkommen darfst du auch nicht. Das hat sie gesagt, bevor ich überhaupt fragen konnte. Gemein ist das. Ich will nicht weg!“, sagte ich und fing an zu weinen. Sebastian nahm mich ein letztes Mal in den Arm.
„Ich liebe dich“, flüsterte er mir ins Ohr und gab mir einen Kuss.
Ich erwiderte ihn und merkte wie das Blut in meinen Adern abwechselnd kochte und gefror. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher, aber schließlich lösten wir uns.
„Ich liebe dich auch“, sagte ich.
Wir mussten in verschiedene Richtungen, also verabschiedeten wir uns endgültig und ich ging den Weg zurück zu meinem Fahrrad. Mir liefen wieder die Tränen über die Wangen. Ich war am Boden zerstört und sah nur verschwommen durch eine dicke Tränenwand. Ich weinte und weinte, bis ich schließlich zu Hause ankam. Ich stellte mein Rad in den Schuppen zurück und öffnete dir Haustür. „Bin da!“, rief ich und warf einen Blick in den Spiegel, der im Flur hing.
Meine Augen waren rot und verquollen vom vielen Weinen. Meine Mundwinkel hingen herab, selbst als ich versuchte zu lächeln. Dazu kam noch, dass sich schwarze Linien über mein Gesicht zogen, die von meiner verlaufenen Wimperntusche stammten. Ich sah echt grässlich aus.
„Alleine?“, rief meine Mutter aus der Küche.
Ich verdrehte die Augen und antwortete nicht. Was dachte sie sich eigentlich? Im nächsten Moment hätte ich mir an den Kopf schlagen können. Wir fahren doch eh morgen. Da hätte ich Sebastian ruhig noch mitbringen können. Was hätte meine Mutter schon machen können? Hausarrest? In Köln würde ich eh nur zu Hause rumsitzen und nichts tun. Aber jetzt war es zu spät. Ich ging ,mich selbst verfluchend, in die Küche und nahm mir ein Glas aus dem Schrank. Meine Mutter stand am Herd und ich würdigte sie keines Blickes. Ich nahm mir Orangensaft aus dem Kühlschrank und setzte mich mit Glas und Flasche an den Tisch.
„Hallo Tiara“, sagte meine Mutter, nachdem sie sich mit einem prüfendem Blick in den Flur versichert hatte, dass ich alleine war.
Anstatt zu antworten trank ich mein Glas leer und stand auf.
„Moment Fräulein!“, meine Mutter packte mich am Arm und ihre Stimme war streng.
„Was?!“, sagte ich genervt und betrachtete einen Fleck an der Wand hinter meiner Mutter, der mir vorher nie aufgefallen war.
„Wie wäre es mit einer Begrüßung?“
„Tag“, murmelte ich und wollte mich losmachen, aber meine Mutter hatte eine festen Griff.
„Wie siehst du überhaupt aus? Hast du geweint?“, fragte sie und klang ein wenig besorgt.
Ich verdrehte genervt die Augen.
„Nein, meine Augen haben gesabbert“, sagte ich und der Sarkasmus in meiner Stimme war nicht zu überhören.
„Aber warum?“, fragte meine Mutter und tat so, als hätte sie mich nicht gehört.
„Ja warum wohl?“, ich merkte wie ich wütend wurde und alles, was sich in mir angestaut hatte, herauszuplatzen drohte.
„Vielleicht, weil wir umziehen, ich alle meine Freunde hier lasse, ich auf eine neue Schule muss und du mir meinen Freund verbietest? Soll ich dir mal Papa verbieten? Wie würdest du das finden? Es ist einfach nur scheiße! Was wäre denn so schlimm daran gewesen, Sebi mitzubringen? Mit ihm ist alles viel erträglicher für mich. Aber nein, Frau Mutter meint ja, über mich bestimmen zu können und verbietet mir einen der wichtigsten Menschen in meinem Leben, wenn es mir scheiße geht. Vielen Dank auch!“, schrie ich meiner Mutter ins Gesicht und schaffte es, mich aus ihrem Griff zu befreien.
Meine Wut gab mir einen unglaublichen Willen und eine enorme Kraft. Ich drehte mich um und rannte hoch in mein Zimmer. Dann fing ich wieder an zu heulen. Ich wollte mich auf meine Bett legen und stieß auf dem Weg gegen einen Umzugskarton.
„Geh doch aus dem Weg, du scheiß Teil!“, schrie ich den Karton an und schlug auf ihn ein, bis meine Hände schmerzten. Ein Glück, dass die meisten Sachen schon eingepackt waren, sonst hätte ich meine Zimmer wahrscheinlich in ein Schlachtfeld verwandelt. So aber legte ich mich nur auf mein Bett und schrie in mein Kopfkissen. Meine Hände waren rot von der Karton-vernichtungs-oder-besser-gesagt-abreaktions-Attacke und brannten höllisch. Ich überlegte, was so hartes in dem Karton war und dann fiel es mir ein; meine Bücher! Nach ungefähr zehn Minuten hatte ich keine Tränen mehr und war erschöpft. Ich fühlte mich ausgelaugt und war hundemüde. Aber war auch erleichtert und froh, dass der ganze Frust weg war.
„Wer ist da?“, fragte ich, als es an meiner Zimmertür klopfte.
„Ich, meine süße!“, hörte ich meine beste Freundin Julei sagen und bat sie herein.
Als sie mich sah, lachte sie.
„Deine Mutter hat mich angerufen und erzählt, dass du hier ziemlichen Radau machst“, sagte sie lächelnd.
„Mh, ja. Ich musste Frust ablassen und mein Karton mit den Büchern stand im Weg, also war es die perfekte Gelegenheit.“
Ich hielt ihr schmunzelnd meine Hände hin. Sie waren immer noch ein wenig rot. Julei kam auf mich zu, setzte sich neben mich und nahm mich in dir Arme. Es tat gut ihre Nähe zu spüren und ich musste schlucken. Ich weiß nicht, wo sie herkamen, aber mir kullerten erneut ein paar Tränen über die Wange.
„Hör doch auf zu weinen meine süße. Wir können uns doch in den Ferien sehen und ganz viel telefonieren, okay?“, sagte Julei, ohne gesehen zu haben wie ich weinte und auch sie schluchzte.
Zwar würde ich Sebi auch vermissen, aber nie im Leben so sehr wie ich sie vermissen würde. Ein Leben ohne meine Beste war unvorstellbar und wir würden wahrscheinlich beide nicht mehr existieren, wenn wir uns nicht gehabt hätten. Wir haben immer alles zusammen gemacht und ich wusste gar nicht, wie ich es ohne sie aushalten würde, wenn uns 180km voneinander trennten.